Buchbesprechung/Rezension:

Günter Neuwirth: Moorhammers Fest

verfasst am 29.06.2014 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Neuwirth, Günter
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[Gesamt: 1 Durchschnitt: 5]

Ein für Krimi-Liebhaberinnen sicherlich vertrautes Szenario: Gottfried Moorhammer, der berühmte Künstler, der Freunde und Familie zu seinem Geburtstagsfest geladen hat; irgendwann während des Festes geschieht ein Verbrechen und man kann annehmen, dass sich der Täter bzw. die Täterin unter den Anwesenden findet. 

Nur, dass der Ort des Geschehens diesmal nicht eine Insel in der Karibik oder ein Schloß an der englischen Küste ist sondern ein Haus bei Hinterstoder; auch heisst der Detektiv nicht Hercule Poirot sondern Christina Kayserling und sie ist Kriminalpolizistin in Steyr in Oberösterreich.

Abgesehen von diesen beiden letzten Punkten wird man schnell von einer Atmosphäre eingefangen, die ungemein an die klassischen Krimis erinnert. Das Haus in den Bergen um Hinterstoder ist der Ort des Geburtstagfestes, zu dem sich ein große Zahl an Gästen eingefunden hat. Elvira, die frühere Ehefrau des Gastgebers, die an einem Buch über sein Werk arbeitet; Jasmine, ihre gemeinsame Tochter, die ihren Freund Clemens mitgebracht hat, einen angehenden Schriftsteller, der von dem berühmten Mann unbedingt eine Empfehlung bekommen möchte.

Adna, die wunderschöne Muse und Geliebte des Gastgebers. Heiner, sein alter Freund, der zugleich schwärmerisch in Adna verliebt ist und gerade erst ihr heimlicher Liebhaber war. Jens, der zornige junge Mann, dessen eigene Kunst von Kritikern aber nicht vom Publikum geschätzt wird und der neidvoll und voller Hass auf dem Gastgeber blickt. Barbara, die Haushälterin, deren Gefühle für Gottfried weit stärker sind, als es für ein Arbeitsverhältnis angebracht wäre und Kathi, die wilde Nachbarin.

Sie alle und noch viele weitere Gäste feiern den 55. Geburtstag Gottfrieds bis spät in die Nacht.

Am folgenden Morgen überbringt Christina Kayserling die Nachricht, dass man Adna tot am Fuße eines nahen Wasserfalls gefunden habe.

Bis dahin hat Günter Neuwirth die Charaktere schon behutsam und an der genau richtigen Stelle in die Handlung eingebracht. Sie passen so zueinander, wie Menschen, die im wahren Leben miteinander zu tun haben, zusammenpassen. Es ist so schlüssig, so großartig abgestimmt, so real, wie es kleine Zahnräder eines Uhrwerks sind, die fugenlos ineinander greifen; und gleichzeitig wirkt die Zusammensetzung so zufällig, wie sie sich eben im Leben ergibt.

Ganz unterschiedliche Typen lässt der Autor aufmarschieren und aus dieser Verschiedenheit entwickelt sich schnell eine latente Hintergrundspannung, dass es jede/r gewesen sein könnte.

Bevor aber der eigentliche Krimi beginnt, muss erst eindeutig festgestellt werden, dass es sich bei Adnas Tod um ein Verbrechen handelt; bis dahin bleibt es für die Polizei nur ein ungeklärter Unglücksfall. Zu dieser eindeutigen Feststellung kommt es dann früher und vor allem anders, als es sich die Beteiligten vorgestellt hätten.

Ab jetzt wird es ein rasanter Krimi, dessen Spannung nicht nur von der Suche nach dem Täter/der Täterin lebt sondern auch (besser: vor allem) von der wirklichkeitsnahen und treffsicheren Charakterisierung der Figuren. Es beeindruckt, wie Günter Neuwirth in diesem einem Roman so viele ganze Leben(släufe) erschaffen kann.

PS: der dritte Roman von Günter Neuwirth, den ich lese und der dritte, der mir ausnehmend gut gefallen hat.

PPS: für mich persönlich ist es nett zu lesen, wie alles an Orten geschieht, die ich aus eigener Erfahrung kenne.




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