Buchbesprechung/Rezension:

Stefan Holtkötter : Todeskabinett

verfasst am 19.06.2014 | 1 Kommentar

Autorin/Autor: Holtkötter, Stefan
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Schon selbst gelesen? Gib hier Deine Bewertung zum Buch ab!
[Gesamt: 0 Durchschnitt: 0]

Zu Beginn hatte ich den Eindruck, dies hier ist der Krimi zum Fall „Flughafen Berlin-Brandenburg“. Auch wenn sich bald herausstellt, dass es nicht um die Machenschaften rund um ein einzelnes Großprojekt geht, so bleibt es doch ein Krimi, der sich unzweifelhaft Anleihen aus der Politik der deutschen Hauptstadt holt.

Am Vorabend der Wahl zum Berliner Senat stirbt einer der einflußreichsten Senatoren bei einem Verkehrsunfall. Die Trauer über seinen Tod ist überschaubar, denn er war es, dessen Name in den Tagen und Wochen vor der Wahl immer wieder im Zusammenhang mit Korruption und Schwarzgeldkonten in den Medien auftauchte – und damit seine Partei in einen sicheren Verlust der Regierungmehrheit manövrierte.  Auch wenn nach außen der politiker-typische Zusammenhalt zelebriert wurde, so regte sich hinter verschlossen Türen schon erheblicher Widerstand gegen den mächtigen Mann.

Ein verzwickter Fall für die Polizei: der Medienrummel, der beinahe zwangsläufig nicht nur zu Spekulationen in der Presse führt sondern auch mitteilungswillige Informaten bei der Polizei aktiviert, lässt normale Arbeit kaum zu. Vorgesetzte, Presseleute, PolitikerInnen wollen Details erfahren, drängen in die eine oder die andere Richtung.

Dabei ist der Fall gar nicht zu eindeutig zu beurteilen. Zwar finden Spurensicherung und Pathologie keine direkten Hinweise auf ein Verbrechen und alles deutet auf einen ganz gewöhnlichen Unfall unter Alkoholeinfluß hin. Doch da gibt es einen Zeugen, der angeblichen ein zweites Auto am Unfallort gesehen hat und eine dunkle Gestalt, die weg rannte. Und konnte es Zufall sein, dass der Senator gerade zu dem Zeitpunkt starb, als seinen Machenschaften publik wurden und er viele seiner Parteifreunde in eine gefährliche Lage brachte?

Kommissar Michael Schöne ist einer der mit der Klärung des Falles betrauten Polizisten. Er, wie auch alle anderen des Teams,  hat dieses Gefühl, dass mehr dahinter steckt, als nur ein Fahrfehler.

Der Fall würde trotz der verbleibenden Unklarheiten bald geschlossen werden, vor allem, weil Staatsanwaltschaft und Politik darauf drängen.

Das geschieht nur deshalb nicht, weil vor allem zwei Menschen immer wieder nachhaken: Der Unfallzeuge, der sich um jeden Preis besser erinnern möchte und die Pressereferentin der Regierungspartei, die so ein Gefühl hat, dass sich der Senator mit den falschen Leuten angelegt hatte.

Der Krimi wechselt hin und her  zwischen Szenen, die man auch in einem Politthriller finden könnte zu detaillierter Beobachtung der Arbeit der Polizei. Die Spannung entsteht dabei – natürlich – aus der Unklarheit über die Hintergründe und aus den lebhaften Gegensätzen der Protagonisten. Holtkötter beschreibt sehr glaubhaft, wie sich die ErmittlerInnen, die Staatsanwaltschaft, die Medienleute und die Zeugen immer wieder aneinander messen, wie sich aus kleinen Hinweisen neue Ermittlungsansätze ergeben.

Dass alles zu einem unerwarteten Ende führt, gehört zu einem guten Krimi.

(„Todeskabinett“ kommt auf meine Liste der Empfehlungen für die Urlaubslektüre, ganz eindeutig)




Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Top