Deon Meyer: Cobra
Autorin/Autor: Meyer, Deon
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
Ein Thriller, in dem man vieles von dem, was unsere Nachrichten der vergangenen Monate und Jahre beherrscht, findet. Überwachung, Geldwäsche, Vertuschung, Terror. Nur einige der Elemente, derer sich Deon Meyer für „Cobra“ bedient.
Es beginnt damit, dass zwei Leibwächter ermordet aufgefunden werden, ihr Auftraggeber ist verschwunden. Ein Mann, über den die beauftragte Sicherheitsfirma nur wenig weiß, denn er bestand von Anfang an auf absoluter Diskretion – auch was seine eigene Identität betrifft.
Das macht es der Polizei nicht leicht, eine Spur zu finden. Bernie Griessel ist aber ein alter Hase in seinem Job, der sich von anfänglichen Schwierigkeiten bei einer Ermittlung nicht aus der Ruhe bringen lässt. Fest steht zu Beginn nur, dass der Verschwundene ein britischer Staatsbürger ist. Die Nachfrage der Polizei bei der britischen Botschaft setzt dann ein Räderwerk in Gang, dessen Dimension sich Griessel und sein Team zu Beginn kaum vorstellen können.
Man kann sich die Entwicklung dieses Thriller vielleicht so vorstellen: zu Beginn steht noch alles, dann betätigt jemand ganz leicht, mit gleichmäßigem Druck, das Gaspedal. Ganz leicht nur, aber das führt zu einer fortdauernden Beschleunigung; und hält man das lange genug durch, dann ist man am Ende mit einer halsbrecherischen Geschwindigkeit unterwegs.
So geschieht es hier: zuerst findet man die Toten und am Tatort beginnen Griessels Team und die Spurensicherung ganz routiniert mit den Ermittlungen. Zeugen werden befragt, doch vorerst lassen sich nur wenige Hinweise zusammentragen. Dann wird es schneller, die britische Botschaft scheint mehr zu wissen, als man der südafrikanischen Polizei erzählen möchte. Plötzlich schalten sich weitere Behörden und Geheimdienste ein, man beginnt, sich für die Ergebnisse der Ermittlungen zu interessieren.
Als nächstes gerät ein kleiner Taschendieb ins Zentrum des Geschehens und dann gibt es weitere Tote, deren Ermordung ganz eindeutig die selbe Handschrift trägt, die man schon bei den toten Leibwächtern erkennen konnte. Und dann wird der Polizei der Fall entzogen …
In der Mitte des Buches bremst sich das Tempo deutlich ein, viele Seitenblicke und viele Seitenarme bestimmen die Handlung. Was jetzt die Spannung etwas abflauen lässt, bringt uns aber gleichzeitig die Hauptakteure näher, macht aus den handelnden Personen Persönlichkeiten. Bernie Griessel, der noch immer jeden Tag gegen seine Alkoholsucht ankämpfen muss. Mbali Kaleni, die sich mit Robustheit gegenüber ihren mehrheitlich männlichen Kollegen behauptet. „Bones“ der Schreibtischcop, der Gefallen an der Arbeit im Aussendienst findet. Tyrone, der um das Leben seiner Schwester kämpft (und noch einige mehr).
Man hat bald eine sehr genaue Vorstellung von den Menschen, auf die man in diesem Buch trifft.
Mit dem im letzten Viertel des Buch wieder zunehmenden Tempo der Handlung entwickelt sich auch die Spannung. Das Finale führt quer durch Kapstadt, wobei es recht hilfreiche wäre, die örtlichen Gegebenheit zu kennen, denn Deon Meyer schickt uns zwischen verschiedenen Orten mehrfach hin und her; was ein wenig verwirrend sein kann.
Nicht zu übersehen ist auch der sehr kritische Blick, den Meyer durch seine Protagonisten auf den aktuellen Zustand der Politik und der politisch handelnden Personen in Südafrika wirft. Dabei fallen ihm nicht allzu viele positive Aspekte ein.
„Cobra“ ist vielleicht nicht ganz so atem(be)raubend wie zuletzt „Sieben Tage“ und liefert auch nicht ganz so viel lokale Atmosphäre. Dafür nimmt sich Deon Meyer diesmal sehr viel Zeit, um die – schon aus den bisherigen Bernie-Griessel-Romanen – bekannten Figuren noch weiter zu entwickeln und sie mit noch mehr greifbarem Charakter auszustatten.
Alleine schon deshalb ist dieser Roman auf jeden Fall eine Empfehlung!
Ich habe mittlerweile zumindest alle Stories mit Benny Griessel von Deon Meyer gelesen und war auch bei seiner Lesung in Dormagen. Spannende Geschichten, die unter die Haut gehen.