Buchbesprechung/Rezension:

The Bodleian Library, University of Oxford : Leitfaden für britische Soldaten in Deutschland 1944

verfasst am 17.12.2014 | einen Kommentar hinterlassen


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Aus heutiger Sicht ist diese Situation kaum  mehr nachvollziehbar: die britischen Soldaten drängten die Deutsche Wehrmacht von der Normandie bis hinter die Grenzen Deutschlands zurück. Dabei trafen die Briten auf ein Land und dessen Bewohner, von dem seit Jahren nur Gewalt, Tod und Vernichtung ausgegangen waren.

Es muss wohl ein ähnliches Gefühl gewesen sein, als ob man einen fremden Planeten (oder zumindest einen neu entdeckten Kontinent) betreten würde, der von Aliens bewohnt wird.

Wir (und damit meine ich die Deutschen und uns Österreicher gleichermaßen) hatten alles dazu getan, um als die Parias der Erde zu gelten. Dazu kam die kriegerische Tradition, die die Deutschen im Jahr 1871 als Eroberer in Paris einziehen lies, die dazu führte, dass man Deutschland und Österreich/Ungarn die Alleinschuld am Ausbruch des 1. Weltkrieges zuwies. Und natürlich und vor allem die völlig unmenschliche und irrationale Handlungsweise Deutschlands und der Deutschen (inkl. Österreicher)  seit dem Jahr 1933.

Die Armeeführung packte jedem britischen Soldaten ein kleines Handbuch in den Tornister, das den Umgang mit den Menschen regeln sollte.

Dieser Leitfaden warnt eindringlich davor, mit den Deutschen zu fraternisieren und stimmt die Soldaten darauf ein, nicht zu vergessen, dass die Bewohner allesamt die Schuld an den Gräuel mittragen.

Der Leitfaden beinhaltet eine geografische Beschreibung Deutschlands und einen kurzen historischen Abriß bis hin zur Struktur Nazideutschlands. Das liest sich wie ein Lehrbuch aus der Schule und vermittelt vielen Briten wahrscheinlich erstmals überhaupt ein wenig Wissen über den Feind, abseits von Bomben und Panzern. Nebenbei: dies ist eine meistens sehr zutreffende Zusammenfassung, die man auch heute noch verwenden könnte.

Auch wenn dieser Leitfaden aus der Sicht der Sieger geschrieben ist, so betont man darin doch sehr augenscheinlich, dass Rache und Vergeltung keinesfalls angebracht sind. Gleichzeitig warnt man davor, sich vom Leid und von der Zerstörung, auf die man treffen wird, davon ablenken zu lassen, dass die Deutschen unbestreitbar die Täter sind.

Besonders aufschlußreich sind die Abschnitte über „Die Deutschen“: wie sie denken, wie sie sich verhalten werden, was sie mögen, was sie tun, was sie essen. Das hat stellenweise etwas von einem Wegweiser durch den Zoo, in dem vor diesem und jenem gewarnt wird, Verhaltenshinweise inklusive.

Ein ungemein interessantes Zeitdokument!




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