Buchbesprechung/Rezension:

Thomas Raab: Still
Chronik eines Mörders

verfasst am 16.05.2015 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Raab, Thomas
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
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Karl Heidemann leidet Qualen unter Lärm. Schon als Kind hat er unter Schreikrämpfen gelitten, doch die Ursache dafür scheint niemand verstanden zu haben. Nur eines kann ihm helfen, diese Unerträglichkeit zu beenden: sein eigener Tod. Dann ist es still. Endlich. Ein außergewöhnliches Buch!

Karl Heidemann zieht, bevor er von dieser Welt geht, eine brutale Spur in seinem Wohnort.
Doch wo nimmt diese Brutalität seinen Ausgang?

Der kleine Karl wächst im Keller des Elternhauses auf. Die Eltern schaffen es nicht, ihm die Liebe zu geben, die er braucht um ein sozial adäquates Verhalten zu erlernen. Schambesetzt, von den Nachbarn ausgegrenzt, wissen die Eltern keinen Ausweg mehr. Im Keller lebt er zurück gezogen. Dort ist es still. Dort kann er so sein, wie er ist. Stigmatisiert als behindertes Monster, doch hypersensibel und intelligent, verfolgt er schweigend das Leben der Menschen.

Als seine Mutter stirbt, sieht er erstmals, wie der Tod aussieht. Das Gesicht der Mutter entspannt, zufrieden, friedlich. So wünscht er sich das für andere Menschen auch.

So wünscht er sich das auch für die Tiere.
Dass sie Frieden finden.

Und diesen bringt er ihnen durch den Tod. Er tötet im Glauben, den Menschen damit ein Geschenk zu machen. Dass dies moralisch verwerflich ist, unendliches Leid bei den Hinterbliebenen anrichtet, das kann er nicht erkennen. Denn wer hätte ihm das gelernt? Woran hätte er sich orientiert? Mit wem hätte er sich auch austauschen können?

Bis er das Mädchen Marie kennenlernt. Er bisher unbekannte Empfindungen spürt. Doch er verlässt sie und lebt als Erwachsener in einem italienischen Kloster. Als nichthörender, als Tauber, findet er dort (fast) seinen Frieden.

Dieses Buch hat mich emotional sehr aufgewühlt. Das soziale Umfeld prägt ein Kind, es orientiert sich an den Menschen, an Vorbildern, um zu lernen. Manchmal bekommen sie keine Chance.

Der Mensch ist zu achten. Die Tat allerdings nicht.

Dieser Spagat im Denken war beim Lesen für mich manchmal sehr schwierig. Der Autor schafft allerdings durch seine gezielte Wortwahl genau eine solche Auseinandersetzung! Ich kann das Buch nur empfehlen!




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