Martin Suter: Montecristo
Autorin/Autor: Suter, Martin
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
Ein Thriller im Dunstkreis von Finanzkrise, Korruption und geheimen Gesellschaften. Für Martin Suter, der in früheren Jahren viele satirische Kurgeschichten und Kolumnen über das „Business“ schrieb, eine folgerichtige Reaktion auf Aktuelles und nicht lange zurück Liegendes.
Nun weiß man ja, dass die Schweiz nicht eines der größten Ländern auf dem Globus ist, aber so klein? Jonas Brand, der Videojournalist/Filmemacher gerät in kürzester Zeit in mehrere Situationen, deren Ursachen in merkwürdiger Art und Weise zusammenzuhängen scheinen. Zufällig, so als ob man in der Schweiz mangels Weite diesen Situationen einfach nicht ausweichen könne.
Es beginnt mit einem Unbekannten, der aus einem Zug fällt und den Tod findet – Jonas sitzt in diesem Zug und greift zu seiner Kamera um das Geschehen zu dokumentieren. Dann diese Sache mit den Geldscheinen, die ihm in die Hände fallen und die etwas zeigen, das es gar nicht geben darf. Dann dieser Angriff auf seine Privatsphäre, dann …
Nicht nur für mich sondern auch für Jonas Brand gibt es zu viele Zufälle in zu kurzer Zeit. Während ich darauf warte, was ich noch alles an Zufälligkeiten lesen werde, wird Jonas‘ bislang nicht sehr ausgeprägte journalistische Neugier ge/erweckt.
Sprachlich wie immer sehr klar lässt sich Martin Suter ein bisscheng zu sehr dazu hinreissen, Umstände und Situationen zu konstruieren; so weit, dass es gelegentlich haarscharf an Unglaubwürdigkeit vorbei streift.
Mit Fortschreiten der Geschichte werden – das ist erfreulich – diese Elemente weniger und dafür die Spannung größer. Nun wird vieles glaubhaft und das Lesen macht mehr und mehr Freude.
Jonas Brand findet vereinzelt Verbündete bei seiner Recherche, doch wer immer sich näher mit den von ihm gefundenen Informationen befasst, lebt gefährlich. Auch wenn vieles davon vorhersehbar ist, gefiel mit der Mittelteil des Buches gut – spannende Unterhaltung eben.
Weil aber jedes Buch ein Ende braucht, müssen wohl oder übel alle gesammelten Fakten zum Schluß zusammen führen. Und genau hier wird es leider wieder etwas befremdlich. Aber immerhin ist der Schluß, wenn schon nicht fesselnd, dann wenigsten auch nicht vorhersehbar.
Somit bleibt mir ein sehr geteiltes Bild von diesem Buch: streckenweise gut, genauso wie man es von Martin Suter in seinen (lange zurück liegenden) schriftstellerisch ausnehmend erfolgreichen Jahren gewohnt war; streckenweise ein wenig uninspiriert (so wie es leider seit seiner völlig missglückten Allmen-Reihe immer öfter geschieht).