Buchbesprechung/Rezension:

Deon Meyer: Icarus

verfasst am 21.10.2015 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Meyer, Deon
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Deon Meyer nimmt viel Tempo und typisch südafrikanische Elemente heraus, gibt Atmosphäre und Charakter hinzu: so ist die verkürzte Beschreibung des Unterschiedes von „Icarus“ zu den bisherigen Romanen von Deon Meyer. Das Ergebnis ist ein Krimi, der der Handlung sehr viel Raum gibt, sich zu entwickeln.

Das Opfer: einer dieser Start-Up-Gründer, die mit einer Idee groß heraus kommen; viel Getöse, ein paar spendable Investoren, ein schickes Bürohaus, als Person selbst nicht unsympathisch, kommt bei Frauen gut an, hat aber bei weitem nicht den Erfolg, den er nach aussen hin darstellt. Ernst Richter sorgte mit seiner Alibi-Agentur, mit der er zahlenden Kunden ein professionelles Alibi für eine heimliche Affäre verschaffte,  für Aufruhr bei den bibel- und traditionsfesten Südafrikanern, wurde zur Zielscheibe einer Vielzahl von Drohungen und jetzt ist er tot.

Seine Firma, sein Auftreten und die zunehmenden wirtschaftlichen Probleme brachten es mit sich, dass sich Ernst Richter bei vielen Leuten unbeliebt machte: bei den Investoren, die ordentliche Zahlen sehen wollten, bei einigen Kunden seiner Firma, die von ihm anscheinend erpresst wurden, bei moralischen Fundamentalisten, die sich nicht genug empören konnten.

Und vielleicht auch bei einem jungen Winzer, der seiner Anwältin gegenüber ein sehr umfangreiches Geständnis ablegen möchte. Aber was will dieser Francois du Toit eigentlich gestehen?

Bernie Griessels Partner Vaughn Cupido ist Leiter der Kommission, die in der Mordsache ermittelt. Der Beruf des Opfers und dessen Bekanntheit verschaffen dem Fall eine unerfreuliche Publizität, wilde Gerüchte in der Boulevardpresse inklusive. Gerade jetzt wäre ein Bernie Griessel im Vollbesitz seiner Fähigkeiten nötig; doch der hat nicht mehr die Kraft, seiner Alkoholsucht zu widerstehen – seinen Gedanken kreisen vor allem um den nächsten Drink anstatt um die Lösung des Falles.

Deon Meyer präsentiert einen Krimi, der sich ein ganzes Stück von seinen Vorgängern entfernt hat. Es beginnt damit, dass – wären da nicht die Namen der Orte und der Personen – man „Icarus“ in jeder Gegend der Welt, in der Wein angebaut wird, ansiedeln könnte; ließe man Südafrika weg, würde dem Buch nichts fehlen, denn die Verweise auf die aktuelle Situation des Landes (und hier vor allem Bemerkungen über den Fall Pistorius) werden allesamt in Nebensätzen abgelegt.

Deon Meyer nimmt sich sehr viel(e Seiten lang) Zeit, die Ermittlungsarbeit, die Ermittler, die Verdächtigten zu beschreiben. der Fortschritt der Handlung scheint dabei weniger im Vordergrund zu stehen, als die Charakterisierung der Charaktere. Naturgemäß viel Raum nimmt dabei Griessels Rückfall in die Alkoholsucht ein: wenn sich in davon betroffenen Menschen tatsächlich solche Gedanken festsetzen, wie sie im Buch Griessel zugeschrieben sind, dann ist die Sucht nach Alkohol wahrhaft ein unerbittlicher Gegner jeden normales Lebens – alles dreht sich nur um den nächsten Drink und darum, wie man alles vor der Umwelt verbergen kann.

Die beiden Handlungsstränge – die Erzählung des Winzers und die Ermittlungen nach dem Mord an Ernst Richter – entwickeln sich lange Zeit scheinbar unabhängig von einander weiter. Als dann aber die konkreten Verbindungen sichtbar werden, wird auch das Lesen aufregender; Deon Meyer drückt im letzten Viertel des Buches merklich aufs Tempo.

„Icarus“ ist kein atemloser Thriller, einer der Art, wie Deon Meyer sie schon geschrieben hat. Die Handlung lebt vielmehr von den Details der Ermittlungen, von der Beschreibung der Charaktere und davon, dass man ihnen nahe kommt und gemeinsam mit ihnen unterwegs ist. Dazu kommt noch eine raffiniert konstruierte, glaubhafte Handlung.

Alles zusammen ein in jedem Fall lesenswerter Krimi, der mit einigen Überraschungen und mit einem sehr durchdachten Drehbuch punktet. Ein Buch für Freunde der gepflegten Krimispannung.




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