Wolfgang Burger: Drei Tage im Mai
Ein Fall für Alexander Gerlach (12)
Autorin/Autor: Burger, Wolfgang
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
Der Buchtitel klingt ja beinahe wie der eines ein Thrillers aus der Zeit des Kalten Krieges. Spannend, rasant, atemlos… Gleich vorab: wer sich solches dann zwischen den Buchtiteln erhofft, wird seine/ihre Erwartungen dort nicht erfüllt finden. „Drei Tage im Mai“ ist ein gemächlicher Krimi, der sich 400 lange Seiten Raum nimmt, um eine im Grunde recht einfache Geschichte zu erzählen.
Und die geht so: Alfred Leonhard, der Eigentümer einer Immobilienfirma, wird in seinem Büro als Geisel genommen. Nun weiß man ja, dass Immobilienunternehmer im Allgemeinen zu den wenig geliebten Menschentypen gehören und dem entsprechend sind die Ermittlungsansätze für Alexander Gerlach gleichsam unüberschaubar wie verwirrend. Denn je mehr über diesen Herrn zu erfahren ist, desto mehr Spuren und in verschiedenen Richtungen weisende Hinweise gibt es: Kontakte nach Russland, in den Ruin getriebene Bauunternehmer, delogierte Mieter, eine oder mehrere enttäuschte Geliebte, zwielichtige Geschäftspartner etc., etc.
Nachteilig für die Ermittlung wirkt sich natürlich auch aus, dass der Geiselnehmer und Opfer trotz Rundum-Überwachung verschwunden sind.
Wolfgang Burger ist mit diesem Krimi nicht seine beste Arbeit gelungen. Er lässt Gerlach kreuz und quer durch die Lande fahren, oft nur, um eine kleine Nebensächlichkeit zu erfahren. und bei passender Gelegenheit tauchen neue Hinweise auf. Warum sich aber der Chef damit aufhält, anstatt die eine oder andere Ressource des Polizeiapparates zu nützen, ist mir auch am Ende nicht klar.
Dazu fehlt die persönliche Note, der Familienanschluß fast völlig. Dabei sind Gerlachs Töchter, seine Mutter, seine Freundin und alle die menschelnden Verwicklungen, die sich daraus ergeben, gerade das, was die Gerlach-Krimis von der Masse der Krimis abhebt. Ein wenig aus Gerlachs Privatleben ist in diesem Buch zwar schon zu lesen, das aber ist etwas … gewöhnungsbedürftig und scheint mehr schriftstellerische Pflichtübung als atmosphärische Abrundung zu sein.
Ich hatte mich, wie jedes Jahr, auf den neuen Heidelberg-Gerlach-Krimi gefreut. Mit diesem Buch aber, so scheint es, ist „die Luft draussen“, es liest sich wie ein Abschied von lieb gewonnenen Romanfiguren.
Das wäre wirklich sehr schade und deshalb hoffe ich doch auf einen motivierten Neustart (immerhin ist Gerlach schon einmal umgezogen und hat in einer neuen Stadt begonnen) im nächsten Jahr.