Buchbesprechung/Rezension:

Jakob Wassermann : Faber oder Die verlorenen Jahre

verfasst am 31.10.2016 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Wassermann, Jakob
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Eugen Faber, ein 30jähriger Architekt, kehrt 1919 aus russischer Gefangenschaft nach Hause zurück. Er ist über einen langen Weg aus der Gefangenschaft geflohen. Sein erster Weg führt ihn zu seinem alten Hauslehrer Dr. Jakob Fleming.  Fleming unterrichtete Faber um die Jahrhundertwende. Faber ist ein Entwurzelter. Die Kriegsjahre, die strapaziöse Flucht haben ihn zu einem anderen Menschen gemacht.

Seine Frau Martina, die Mutter seines Sohnes, und mittlerweile rechte Hand der „Fürstin“, einer Wohltäterin,  kümmert sich um ein von der Fürstin gegründetes Kinderheim, genannt die Kinderstadt. Die Entfremdung zwischen ihr und ihrem Mann ist deutlich spürbar. Auch seiner Mutter begegnet er mit Distanz.  Sein Arbeitgeber vor dem Krieg, hat keine Verwendung für ihn. Eugen ist entwurzelt, seine Brüder sind tot, mit seiner Frau Martina kommt er nicht mehr zurecht, sein Sohn wird von einer Fremden betreut.

Jakob Wassermann erzählt in einer, fallweise für mich ungewohnten, altmodischen, dramatischen Sprache, sehr eindringlich Menschenschicksale, die durch die Kriegswirren, aus ihrem Alltag gerissen wurden, die Schwierigkeiten haben sich wieder einzugliedern. Noch dazu in einer zerstörten Welt. Manche Passagen klingen für mich so theatralisch, als wären sie für die große Bühne geschrieben.

Martina, die ihre eigenen Wege geht, hat zur Betreuung ihres Sohnes und als Wirtschafterin eine weit entfernte Verwandte der Fürstin, auf deren Bitte, eingestellt.  Fides ist eine attraktive junge Frau. Auch sie hat Schweres durchgemacht.

Martina begibt sich auf eine Reise nach England, ohne sich von ihrem Mann zu verabschieden. Faber und Fides kommen sich näher. Diese Frau ist allen Fabers intellektuell haushoch überlegen. Nach Martinas Rückkehr aus England  will sie der Verbindung mit Eugen entsagen und ihm und Fides nicht im Wege stehen.

Faber arbeitet zwischenzeitlich, eher lustlos als ambitioniert, als Gutachter und als Bauplaner beim städtischen Bauamt. Er kommt mit einer Splittergruppe der Marxisten in Verbindung. Aber letztendlich kommt er mit dem Leben in seinem alten Umfeld nicht zurecht.  Er zieht die Konsequenz daraus.

Zum Ende des Buches wird es für mein Empfinden einigermaßen kitschig. Jakob Wassermann, selbst ein Verfemter in den 30iger Jahren, schildert wohl sehr einfühlsam den täglichen Kampf der Protagonisten um Verständnis, um ein vernünftiges Leben. Ich meine aber, dass sein Stil nicht mehr so ganz in unsere Zeit passt. Trotzdem war es interessant ein Buch von einem Autor zu lesen, der in den 20iger Jahren einer der meistgelesenen Schriftsteller war.




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