Bernhard Aichner: Totenrausch
Autorin/Autor: Aichner, Bernhard
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
Da kauft man sich ein Buch mit knapp 470 Seiten, freut sich auf langes Lesen und dann? Dann ist nach 3 Stunden alles vorbei!
Geschuldet ist das dem Sog, der mich beim Lesen förmlich ins Buch hineingezogen hat und erst am Ende wieder frei gab (und ja: ein bisschen natürlich auch den mehr als 100 leeren Seiten, die als Trennblätter zwischen den Kapiteln fungieren).
Blum auf der Flucht mit ihren beiden Töchtern (warum, das möge man bitte in Totenfrau und Totenhaus nachlesen). Über Norwegen gelangen sie nach Hamburg und geraten dort an einen Mann namens Egon Schiele. Der ist Zuhälter, kann für Blum eine sehr wichtige Sache erledigen, verlangt aber auch eine Gegenleistung: sie soll jemanden für ihn umbringen.
Um es genau zu sagen: Blum bietet das aus lauter Verzweifelung selbst an, denn Schiele weiß vorerst einmal noch gar nicht, dass vor ihm eine weltweit gesuchte mehrfache Mörderin steht. Blum ohne Geld – so ist es das einzige, was ihr als Bezahlung einfällt.
Das Hinterlistige dabei: Schiele warte lange, sehr lange, bis er diese Gegenleistung einfordert. So lange, dass Blum inzwischen gar nicht mehr damit rechnete und vor allem, dass sie niemanden mehr töten möchte. Doch Schiele ist einer, der alles daran setzt, dass Schulden bezahlt werden müssen. Wieder ist Blum in die Enge getrieben.
Der finale Band der 3-bändigen Reihe ist für mich mit Abstand der beste. Es ist wieder da, das was mich an Bernhard Aichners Sprache am meisten beeindruckt hat. Zwei, drei Worte, die eine ganze Situation, ein ganzes Gefühl, ausdrücken. Und kurze Sätze, gnadenlos nacheinander, so rasant, dass die Zeilen nur so dahin fliegen und der Wunsch, endlich die Auflösung zu erfahren mit dem Wunsch, es möge noch lange so weiter gehen, andauernd streitet.
Spannend, spannend, spannend.
Bis zum Schluß kann es so oder so ausgegehen.
Und nach 3 Stunden (s.o.):
Sehr, sehr schade, dass es vorbei ist!