Buchbesprechung/Rezension:

Don Winslow: Das Kartell

Don Winslow: Das Kartell
verfasst am 04.09.2017 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Winslow, Don
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Wer nach „Tage der Toten“ dachte, dass die Geschichte damit endet, wird in „Das Kartell“ lesen, dass die Verhaftung des Drogenbosses Adán Barrera nur ein Zwischenspiel im ewigen Drogenkrieg war. Und wer dachte, dass es nicht gewalttätiger werden kann, wird in „Das Kartell“ schnell feststellen, dass es immer noch brutaler und unmenschlicher werden kann.

Der DEA Agent Art Keller hat sich in ein Kloster zurück gezogen und verwendet alle seine Energie darauf, Bienen zu züchten – und die Bilder aus seiner Vergangenheit zu bewältigen. Fünf Jahre sind seit der Verhaftung des Drogenbosses Adán Barrera vergangen, die dieser dazu genutzt hat, seine Freilassung zu planen. Der erste Schritt ist seine Überstellung aus den USA in ein mexikanisches Gefängnis. Der nächste Schritt sein Ausbruch und die Rückkehr in seine Organisation (Dieser Abschnitt erinnert an die Geschichte von Pablo Escobar aus den 1980er Jahren, des wohl berühmtesten Drogenbosses).

Die Jahre, die vergangenen sind, haben das Machtgefüge zwischen den Drogenklans grundlegend geändert und die Rückkehr Barreras ist zugleich auch der Beginn eines neuen, noch brutaleren Krieges. Denn Barrera möchte das wieder erlangen, was ihm vor seiner Verhaftung zustand: gewissermaßen der Boss der Bosse zu sein.

Art Keller wird aus seinem Exil geholt, denn er ist derjenige, der die Zusammenhänge am besten kennt, der die besten Verbindungen hat. Keller wird als Verbindungsmann nach Mexiko geschickt und dort die amerikanische Seite bei den mexikanischen Polizeibehörden zu vertreten.

Winslow beschreibt auf mehr als 800 Seiten detailreich und auf Basis umfangreicher Recherchen die Brutalität, die Menschenverachtung und die schiere Ausweglosigkeit im taglichen Drogenkrieg in Mexiko. Wie nahe er mit seinen Ausführungen an der Realität schreibt, das erfährt man auch bei uns regelmäßig aus den Medien, wenn wieder ein Massengrab gefunden wurde, wenn es wieder ein Massaker gegeben hat.

Mexiko und der Krieg der Drogenkartelle scheint eine endlose Geschichte zu sein. Denn Mexiko ist das Tor des Drogenhandels in die USA und wer hier regiert verdient Milliarden. Dafür wird alles, wirklich alles getan und Zurückhaltung kennt keiner.

Winslow beschreibt ein unglaublich brutale Welt, in der Leben nicht zählt. Es wird gemordet und wer zum falschen Zeitpunkt mit den falschen Leuten zusammen arbeitet (oder nur spricht), ist mit großer Wahrscheinlichkeit bereits tot. Winslow beschreibt, wie mit diesen Unmengen an verfügbarem Geld die Polizei und die Politik und die Justiz und die Presse unwiderstehlich korrumpiert werden; und wer sind nicht bezahlen lässt, hat sein Leben verwirkt (also lässt man sich lieber bezahlen, den sonst ist man tot).

Dazwischen gehen ganze Landstriche unter, die ins Visier der Drogenkartelle geraten: Orte sterben aus, Menschen verschwinden, der Staat kapituliert. Und dann kommen auch noch ausländische Interessen dazu, namentlich die der USA, deren Agenten alle Mittel einsetzen, um den endlosen Strom der Drogen nach Norden zu unterbinden. Vergeblich.

Winslow beschreibt so unglaublich brutale Szenen, dass man seitenweise weiter blättern möchte, dann aber doch liest, weil es zugleich so unwahrscheinlich wie real wirkt, dass man wissen muss, was geschieht.

Insgesamt ein Bild eines Landes, das schier hoffnungslos in einer Gewaltspirale gefangen ist; die sich solange weiter drehen wird, wie die Amerikaner immer mehr nach Drogen verlangen (Aber jetzt wird ja alles besser, weil eine Mauer gebaut wird und die Mexikaner den Donald T. dafür zahlen lassen).

Ein Thriller, aber auch ein Bild der Realität.
Spannend. Gewalttätig. Erschütternd.




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