Buchbesprechung/Rezension:

Timothy Snyder: Über Tyrannei
Zwanzig Lektionen für den Widerstand

Über Tyrannei
verfasst am 20.09.2017 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Snyder, Timothy
Genre:
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Von Timothy Synder als Anleitung zur Verteidigung der demokratischen Grundsätze der USA nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten verfasst. Im Ergebnis eine Leitfaden für uns alle.

Auf den ersten Blick mag diese kleine Broschüre wie ein weiteres Werk aus der inflationär bestücken Kategeorie der Best-Of-Rankingshows sein. Die Top 20 Tips für demokratishc gesinnte Menschen, oder so. Der zweite Blick offenbart dann, dass es sich dann in Wahrheit um einen aus meiner Sicht kompletten Werkzeugkasten handelt; und dass die 20 eben nur die Zahl ist, die sich zufällig für die Anzahl der Werkzeuge ergibt, die man benötigt um die Demokratie zu verteidigen.

Snyder mag die US-Wahl zum Anlass genommen haben, die Inhalte aber gelten für Europa genauso: seit ein paar Jahren drängen in immer mehr Ländern die autoritätsgläubigen Parteien nach oben und finden Zulauf von immer mehr Unterstützern.

Wobei ich stark bezweifle, dass alle diese Unterstützer tatsächlich auch so demokratiefeindlich sind, wie die Partei, die sie unterstützen – aber diese Parteien verstehen es eben, sich als wahre Volkes Stimme zu verkleiden und lassen dabei alles das, was neue Wähler abstoßen könnte, ganz weit hinten in der Schublade liegen. So lange, bis sie, legitimiert durch Wahlen, die Macht übernehmen. Dann wird alles ausgepackt, was der Demokratie schaden und was den Regierungswechsel durch Wahlen – den zentralen Aspekt unserer Demokratie – erschweren oder sofar verhindern kann.

Beispiele? Die Änderungen der Wahlkreise in den US durch die Republikaner; die Regierungsübernahme in Polen durch die Partei des Verschwörungstheoretikers und Extrem-Nationalisten Jarosław Kaczyński, die Darstellung der EU als Feind der Ungarn durch Orban, Trumps offensichtliche Lügen und seine Angriffe auf die Presse, Erdogan, der die Türkei in einen religiös-totalitären Staat verwandelt, …

Bei der Lektüre von Synders 20 Lektionen liefen mir oft kalte Schauer über den Rücken: immer dann wenn ich las, was Synder als Bedrohung der Demokratie sieht und wieviel davon tatsächlich bereits bei uns geschieht. Er zieht die Vergleiche zwischen 1918, 1933, 1989 und heute – woraus erschreckende Parallelen ersichtlich sind bzw. sich andeuten.

Eine davon ist diese naive Ansicht, dass man solche Parteien es einmal versuchen lassen sollte. Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt, wie oft es danach keine zweite Chance gab, sie auf demokratischem Weg wieder los zu werden.

PS: eine kleine Broschüre  mit 126 Seiten – das ist schnell gelesen und jede dafür aufgewendete Minute ist es wert!




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