Buchbesprechung/Rezension:

Omar El Akkad: American War

American War
verfasst am 22.10.2017 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: El Akkad, Omar
Genre:
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Wäre dieses Buch vor 20,25 Jahren erschienen, dann wäre es wohl als reine Science Fiction betrachtet worden. Doch in der Zwischenzeit hat sich so viel geändert, dass „American War“ als eines der möglichen Zukunftszenarien gesehen werden kann. Wer hat vor 25 Jahren etwas von steigende Meeresspiegeln gehört, wer hätte nur im Ansatz daran gedacht, dass China zur führenden Nation auf dem Globus erwachsen würde; wer hätte annehmen können, dass jemand aus der Verwendung von fossilen Brennstoffen ein politsches Statement machen würde.

Und dann wurde uns der Klimawandel so richtig bewusst, lernten wir, dass wir mit dessen Auswirkungen in Form von katastrophalen Wetterereignissen zu leben und es wurde ein Mann namens Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt, etcetera, etcetera.

Gleich zu Beginn: Ich weiß nicht so recht, wie ich diesen Roman einordnen soll. Es ist alles das enthalten, was wir heute über Kriege, Terror und Klimawandel lesen, hören, erleben. Aber genau das ist es auch, was mir Schwierigkeiten bereitet, diesen Roman für mich als eine große Vision einer möglichen Zukunft zu sehen: hier ist die Zukunft einfach eine Beschreibung Gegenwart, bei der das Unterste nach oben gekehrt wurde; und anders herum.

Als in den USA Gesetzen zum Verbot fossiler Brennstoffe beschlossen werden, begehren die Staaten im Süden auf. Aus dem Aufbegehren wird Krieg und aus dem Krieg wird die Spaltung. Gleichzeitig steigt der Meerensspiegel dramatisch un die Lebensräume an den Küsten werden weniger und verschwinden. Eine Flüchtlingswelle bricht über die höhere gelegenen Teil des Landes herein und aus der einst führenden Macht auf der Erde wird ein Land, das in Bedeutinungslosigkeit und Bürgerkrireg versinkt. Die Staaten, die sich im Süden zu den „Freien Südstatten“ zusammengeschlossen haben, sind auf Hilfe von außen angewiesen, Hilfe, die von China und von einen neu entstandenen geeinten Staat im arabischen Raum fliest.

Omar El Akkad schreibt in dieses Welt so ziemlich alles hinein, was wir aus der heutigen Situation von Terror,  Fanatismus und Erderwärmung kennen, nur dreht er dabei die Vorzeichen um. So wird nicht nach sondern aus Europa geflüchtet; der Terror in den USA wird durch Interessen ausländischer Staaten gefördert und durch Hilfe von außen immer weiter angestachelt; Hilfskonvois erhalten die Menschen in den Flüchtlingslagern am Leben, doch liegen diese Flüchtlingslager nun in den verödenen Staaten wie Alabama, Georgia und Mississippi. Anwerber des Terrors suchen nach willigen Attentätern, die sich für eine vermeintlich guten Sache in die Luft sprengen und Warlords machen der Regierung die Macht streitig.

In diesem Szenario wird das sechsjährigen Mädchen names Sarat Chestnut zur Attentäterin. Sie lebt im Süden und aus ihrer Perspektive wird alles erzählt. Der Tod von Vater und Mutter, die Flucht in ein Sammellager der Freien Südstaaten, die Zustände in diesem Lager und die Massaker an der Bevölkerung. Alles also aus der Sicht des Staates, der durch das Beharren auf der Nutzung von Erdöl als Energiequelle all dieses Leid ursächlich verursacht hatte. Aus Sarats Sicht sind die Nordstaaten die alleinigen Verbrecher, die immer wieder ihre Maschinen und Sodaten ausschicken um zu töten. Was sie erlebt, macht sie zu einer kompromisslosen Mörderin, die sich auf eine Rachefeldzug begibt, der am Ende alle Vorstellungen sprengen wird.

Ich sehe die Absicht zu beschreiben, wie es gelingen kann, junge Menschen durch Überhöhen und Weglassen von Informationen, durch das Ausnutzen von kindlicher, später jugendlicher Formbarkeit zu Fanatikern zu machen, die jederzeit bereitwillig in den Tod gehen und denke dabei an Kinder und jungen Menschen mit umgeschnallten Sprengstoffgürteln, von denen wir immer wieder hören. Ich sehe die Absicht zu erklären, dass, bei aller offensichtlichen Schuld eines Teiles, auch der andere Teil Schuld auf sich laden wird und muss dabei an Guantanamo oder Abu Graib denken. Ich sehe die Absicht zu vermitteln, dass in diesen riesigen Flüchtlingslagern immer wieder neuer Terror entsteht und dabei kommen mir die Bilder aus den Lagern im Libanon, in Jordanien in den Sinn.

Doch fesselt mich die Geschichte nur wenig. Es fehlt mir einfach die Entwicklung der Personen. Viele davon prägen die Handlung, doch warum sie etwas tun, bleibt vielfach ohne Erklärung. Trotz jeder Menge Details bleibt alles sehr oberflächlich und erst im letzten Viertel des Buches schaffe ich es, einigermaßen in die Atmosphäre einzutauchen.Insgesamt aber berührt es mich nur wenig, denn ich empfinde die darin erzählten Schrecken als oftmals viel zu eindeutig aus der Gegenwart einfach in die Zukuft versetzt und mit nur ein paar geografischen Adaptierungen nacherzählt.

Der internationale Erfolg dieses Romanes beruht sicher zu einem sehr wesentlichen Teil gerade auf der Existenz von Trump; und so ist es doch recht prickelnd, sich die weitere Entwicklung all dessen auszumalen; so wie Omar El Akkad es mit diesem Roman getan hat. „American War“ beschreibt die möglichen Folgen, wenn ein sichtlich – nun ja: verhaltensauffälliger Mann in die Rolle des einstmals mächtigsten Menschen auf der Erde schlüpft und den US-Präsident spielt. Und wenn zeitgleich mit diesem historischen Unfall auf der ganzen Welt die Anzahl der Engstirnigen und der Rückwärts-Gewandten immer größer wird.

Anders herum meine ich, dass ohne Trump dieser Roman vielleicht nur einer von vielen geblieben wäre.




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