Buchbesprechung/Rezension:

Deon Meyer: Fever

Fever
verfasst am 20.11.2017 | 1 Kommentar

Autorin/Autor: Meyer, Deon
Genre:
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Kommt es mir nur so vor oder gibt es gegenwärtig mehr Romane über eine Zukunft nach einer Katastrophe als früher? Oder sind sie einfach nur bei den Autorinnen und Autoren, die ich lese als Thema angekommen? Nun ja, wir können uns heute sicher mehr Weltuntergangsszenarien vorstellen, als vor ein paar Jahrzehnten. Früher gab es da vor allem die Gefahr eines Atomkrieges, die wir für schon verschwunden hielten.

Jetzt gibt es Naturkatastrophen, Nationalisten, weltweit agierende Terroristen, immer wertvoller werdende Bodenschätze, Pandemien und die gute alte Atombombe ist mit dem dicken Kim und dem verhaltensauffälligen Donald auch wieder als Thema auferstanden.

Deon Meyer schreibt sich mit „Fever“ nun auch in das Genre der „Alternativweltromane“ und liefert damit einen Roman, wie ich ihn von ihm in Inhalt und Form nicht erwartet hätte. Kein Krimi, kein Bernie Griessel sondern ein Südakrika nach der Seuche, als 95% der Weltbevölkerung durch einen Virus getötet wurden.

Der Vater Willem Storm und sein Sohn Nico fahren in einem Truck durch das Land, sammeln alles, was sie an Versorgungsgütern und Lebensmitteln finden können im Laderaum. Vieles, was die Menschheitszivilisation ausgemacht hat, ist verschwunden. Es gibt keine Geschäfte mehr, keinen Strom, Treibstoffe gibt es nur noch so viel, wie in den Tanks lagert, Landwirtschaft und Produktion existieren nicht mehr.

In dem verlassenenen Ort Vanderkloof, den Willem aus der Zeit vor der Katastrophe kennt, lassen sie sich nieder. Willem, der die Vision mit nichts weniger als einer Neugründung der Zivilisation vor Augen hat, und Nico, der mit seinen 13 Jahren noch dabei ist, diese neue Welt zu verstehen und seinen Platz darin zu finden.

Willen und Nico schaffen sich einen Stützpunkt und unternehmen von dort Rundreisen, um weitere Überlebende zu finden und sie zu bewegen, sich ihrem Weg anzuschließen. Doch in der Weite des Landes lassen sich andere Menschen nur schwer finden und auch die Flugblätter, die sie verteilen, führen zunächst zu keinem Kontakt. Als es schon scheint, als würden sie keinen Erfolg haben, setzt ein Strom von Menschen ein. Sie kommen in großen und in kleinen Gruppen, sie kommen aus allen Himmelrichtungen und sie bringen Vielfalt in die wachsende Gemeinschaft; und sie geben diesem Ort den Namen „Amanzi“.

Langsam und mit den Fähigkeiten der Ankommenden immer schneller, entsteht eine Insel der Zivilisation im verlassenen Land.

Doch Menschen wären nicht Menschen, wenn eine solche umfassenden Katastophe die Abgründe im menschlichen Charakter ausgemerzt hätte. Amanzi ist nicht nur eine Ort der Hoffnung und des Neustartes, sondern auch das Ziel für Plünderer und Mörder. Banden ziehen mordend und raubend über das Land und auch Amanzi wird zu ihrem Ziel. So beginnt hier auch bald der Aufbau einer eigenen Sicherheitstruppe und der Bau von Verteidigungsanlagen.

Nico erzählt aus der Distanz vieler Jahrzehnte die Geschichte von Amanzi, seines Vaters, seiner großen Liebe und vieler der Menschen, die ankamen. Wie aus den Hütten ein Dorf und dann eine Stadt wurden; wie die Kunde von diesem Ort immer weitere Kreise zog und wie Menschen von immer weiter entfernt hierher kamen. Wie Gegensätze und Gemeinsamkeiten diese neue Zivilisation formten und wie Kriege und Tod überstanden und wie die Folgen von Trennendem und Egoismus bewältigt werden mussten.

Mit diesem Roman ist Deon Meyer ein wirklich toller Roman gelungen, an dem ich nur eines zu bemängeln habe: er endet. Einer dieser Romane (Pageturner), bei denen es draußen dunkel wird und man es gar nicht bemerkt.

Im Gegensatz zu vielen anderen Dystopien schreibt Meyer aber nicht von einer Welt, in der Anarchie und Gewalt am Ende der Entwicklung stehen, sondern in der dies der Anfang einer hoffnungsvollen Entwicklung sein kann. Ein „positiver Endzeitroman“ gewissermaßen, an dessen Ende dann doch ein wenig der Thriller- und Krimiautor in Deon Meyer durchblitzt.

Tolles Lesebuch, das mit seinen rund 700 Seiten doch noch immer zu kurz geraten ist.

PS: Hat auch etwas von Sim-City, wie Stück für Stück eine Stadt entsteht. Und hat auch den Ansatz für eine Fortsetzung in sich, die ich dann unbedingt lesen müsste.




Ein Kommentar

  • Christine sagt:

    Liebe Lesegemeinde,
    Ein wirklich interessante Geschichte. Die ich als Hörbuch gehört habe und nicht mehr aufhören wollte Auto zu fahren. Faszinierend Perspektive und am Ende die Frage nach der Fortsetzung. Wie geht es weiter in Amanzi, wird Nico die Rolle von Domingo übernehmen?
    Wie werden Nico und Sarah ein Paar. Gibt es eine Verbindung zwischen New Jerusalem?
    Ein spannendes Thema. Wird er seine Mutter Wiedersehen ?
    Also viele Fragen und hoffentlich gibt es eine Fortsetzung.

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