Buchbesprechung/Rezension:

John Williams: Augustus

Augustus
verfasst am 23.12.2017 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Williams, John
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Was für ein Roman! Das Leben des ersten römischen Kaisers in einer Mischung aus historischen und dazu erdachten Fakten, Lebensgeschichten, Episoden und Ereignissen. Zusammen genommen ein großartiger Roman, der zwar die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen lässt, dabei jedoch immer überzeugend und glaubhaft bleibt.

Gehen wir also mehr als 2.000 Jahre zurück in das Jahr 45 v.Chr.: Julius Caesar ist die dominierende Gestalt Roms und sein 18-jähriger Großneffe und Adoptivsohn Octavianus ist der von ihm favorisierte Nachfolger. Caesar schickt seinen Neffen nach Apollonia (im heutigen Albanien gelegen) zur Ausbildung und mit ihm drei weiter junge Männer in dessen Alter. Zwei davon werden Freunde und jahrzehntelange Wegbegleiter von Octavianus.

Die Stadt und Octavianus‘ Lehrzeit dort sind real, ebenso wie die drei jungen Männer Marcus Vipsanius Agrippa, Salvidienus Rufus und Gaius Cilnius Maecenas. Es ist die Aufgabe dieser drei, und vieler weiterer bekannter und unbekannter Zeitgenossen, in diesem Roman vom Leben und Wirken des kommenden Kaisers zu erzählen. Tatsächlich handelt es sich bei den meisten dieser Zeitgenossen um historische Figuren, nur ganze wenige Charaktere hat William dazu erdichtet.

Dichtung und Wahrheit

Eingebettet in die Auseinandersetzungen nach dem Tod von Julius Caesar und die Machtkämpfe mit dessen Mördern ebenso wie mit Marcus Antonius entsteht jetzt aus John Williams Feder eine ungemein packende Erzählung, gewissermaßen die Vervollständigung des historisch belegten Wissens. Dabei bedient sich Williams seiner Protagonisten: er lässt sie Briefe schreiben, er lässt uns einen Blick in Tagebücher werfen, er zitiert aus Reden im Senat und aus Chroniken. Mit einem Wort, wir erfahren alles direkt von den Zeitgenossen.

Auch wenn all diese Briefe und niedergeschriebenen Erinnerungen der Phantasie von Williams entsprungen sind, so sind sie doch in Stil und Tonfall so, als ob hier der Inhalt eines alten Pergamentes stünde; sie bilden Geschichtliches ab, eingefasst von den Eindrücken und Gedanken der Schreibenden.

Aus dieser nahtlosen Verbindung aus historischer Wahrheit und dichterischer Freiheit wurde ein einzigartiges Geschichtsbuch. So habe ich die Geschichte des Alten Rom noch nie miterlebt, aber genau so könnte sie stattgefunden haben, so könnte sie von den Menschen damals erlebt worden sein. Daran ändern auch die (von Williams im Vorwort angekündigten) paar historischen und chronologischen Unschärfen nichts, denn sie dienen sichtlich dem Handlungsbogen des Romanes.

Der Roman umfasst den Zeitraum von 45 v.Chr. bis zu Augustus‘ Tod im Jahr 14 n.Chr. Er ist die literarisch erweiterte Biografie eines Mannes, der über die Jahrtausende hinweg einen Grundstein für die Entwicklung des „Abendlandes“, wie wir es heute kennen und leben, gelegt hat.

Am Ende war es für mich gar nicht so wichtig zu wissen, was aus dem Inhalt Tatsache und was Erfindung ist – einfach, weil es so perfekt zusammen passt. Die wirklichen Fakten findet man im Internet und diese Nachrecherche und das Auffrischen des überwiegend verschütteten Schulwissens ist auch eine erfreuliche und lehrreiche Folge der Lektüre dieses Romanes.

Auszeichnung

Williams wurde für diesen Roman im Jahr 1973 mit dem National Book Award ausgezeichnet. Den Literatur-Nobelpreis hätte er nach meinem Empfinden ebenfalls verdient und ich schreibe die Begründung dafür (nachdem es die Akademie ja verabsäumt hat) am besten gleich selbst:

„John Williams erhält den Literatur-Nobelpreis für die ebenso lebensnahe wie virtuose Beschreibung des Lebens der historischen Figur des ersten römischen Kaisers. Er vermag damit die Welt des Alten Rom, in einer für die Entwicklung der Zivilisation, wie wir sie heute kennen, entscheidenden Zeitenwende, für die Gegenwart begreifbar zu machen“.




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