Buchbesprechung/Rezension:

Marc-Uwe Kling: QualityLand

QualityLand
verfasst am 09.01.2018 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Kling, Marc-Uwe
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Schon selbst gelesen? Gib hier Deine Bewertung zum Buch ab!
[Gesamt: 0 Durchschnitt: 0]

Nimmt man die Gegenwart, erinnert sich an den Lauf der Dinge in den letzten Jahren und stellt sich dann eine annähernd gleich laufende Weiterentwicklung in den kommenden Jahren vor, dann landet man unweigerlich in QualityLand. … brrrr, was für eine Vorstellung!

Die meisten Leute nehmen es unwissentlich oder weil es sowieso egal ist, ja heute schon in Kauf, dass sie in der 2. Realität unseres Planeten, dem Internet, alles über sich preisgeben und noch viel mehr. Um dann immer wieder überrascht festzustellen, welche Zufälle es doch gibt, wenn man sich etwas wünscht und plötzlich überall mit Informationen dazu überschwemmt wird. Ja, das ist schon heute Realität.

Marc-Uwe Kling dreht das Rad bis zum Anschlag weiter (nun ja, jedenfalls so weit, wie es mit unserer heutigen Vorstellungskraft möglich ist) und erschafft mit QualityLand einen Staat in einer unbestimmten Zukunft, in dem die Algorithmen der Marketingkonzerne alle und alles bestimmen.

Hier sind wir also in QualityLand: die Drohnen liefern automatisch das, was wir brauchen ohne es vorher gewusst zu haben; unsere Haushaltsgeräte führen ein Eigenleben, künstliche Intelligenz macht sich daran, zu einer Lebensform zu werden, Online-Partnerbörsen verkuppeln und lösen Beziehungen, Menschen haben ihre Arbeitsplätze weitgehend an Maschinen verloren. Und da sind auch noch die Rechtspopulisten, die laut „Fake News“ schreien und an die Macht wollen. So weit, so gut, so verständlich.

Klings Haupt-Protagonisten – Peter, der sich recht perspektivlos durch die Welt lebt und Martyn, der Politik-Hinterbänkler – leben in einem dichten Netz aus subtiler bis aufdringlicher Überwachung, stets betreut von irgendeinem digitalen Begleiter (als Stöpsel im Ohr, als Tablet mit Kussfunktion oder ähnlichem).

Es ist eine Welt, angesiedelt zwischen Satire auf unsere gegenwärtige und Warnung vor dem, was kommen könnte, wenn wir nicht aufpassen, zwischen Humor und bitterem Ernst.

Und dann ist da noch diese eine Sache: es stellt sich heraus, dass die – wahrscheinlich – letzte Chance der Menschheit, wieder in ein selbstbestimmtes und freies und Leben zurück zu finden ausgerechnet darin liegt, dass ein Android zum Präsidenten gewählt wird.

Als PS – ein Beispiel aus dem Leben: ich halte von diesen ganzen Algorithmen, mit denen uns angeblich die genau richtige (Werbe)Info zur richtigen Zeit angezeigt werden sollen, für einen weitgehenden Blödsinn. Einen Blödsinn, mit dem Marketing-, Internet- und Werbefirmen mit Hilfe von unglaublich wichtig aussehenden Grafiken und unglaublich dynamisch klingenden Anglizismen, Geld aus gutgläubigen Auftraggebern heraus holen.

Da ich in meinem Hauptberuf Websites erstelle, passiert es nun laufend, dass mir die Produkte ausgerechnet meiner Kunden an allen möglichen Orten andauernd präsentiert werden. Weil ich natürlich auf den von mir betreuten Kunden-Websites laufend unterwegs bin, glaubt irgendein Algorithmus, dass ich genau dieses Haus, Möbel, Auto oder was weiß ich noch alles, unbedingt kaufen möchte; und zwar immer wieder …

Fazit: wir bekommen zunehmend nur das gezeigt, was wir schon kennen, wir bekommen zunehmend nur das zu lesen, was wir schon sahen. Das sollte man sich immer vergegenwärtigen und ganz bewusst dagegen steuern.




Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Top