Buchbesprechung/Rezension:

Haruki Murakami: Die Ermordung des Commendatore Band 1
Eine Idee erscheint.

Die Ermordung des Commendatore Band 1
verfasst am 01.02.2018 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Murakami, Haruki
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Er ist 36 Jahre alt. Als Porträt-Maler hat er sich einen guten Ruf erarbeitet und findet mit den Honoraren für seine Bilder ein befriedigendes Auslangen. Dorthin zu gelangen war damals, in seiner Zeit als Student aber nicht sein Ziel gewesen. Eigene Werke wollte er schaffen, nicht Bilder, die in irgendwelchen Vorstandsetagen oder Ämtern zu Ehren der Porträtierten hingen. Talent für das Zeichnen und Malen von realen Gegenständen hatte er immer gehabt, doch darin ein Lebensziel zu sehen, kam ihm nie in den Sinn.

Die Notwendigkeit zum Überleben brachte ihn  schlussendlich zu seinem Handwerk und er hatte sich in seinem Leben als bekannter und gut bezahlter Porträtmaler eingefunden. Er führt nun ein Leben voller Routinen, man gewöhnt sich eben daran.

Daher überrascht ihn nach sechs Jahren Ehe die Eröffnung seiner Frau, dass sie sich trennen wolle, umso mehr; nie hatte er an so etwas gedacht. Er reist überstürzt ab, nimmt nur das Notwendigste mit, bricht die Brücken zu seinem bisherigen Leben ab und fährt wochenlang durch Japan. Erst viel später meldet er sich bei seiner Frau, aber nur um mit ihr zu vereinbaren, wie er seine in der ehemals gemeinsamen Wohnung verbliebenen Habseligkeiten abholen wollte.

Er packt alles in sein Auto, mehr ist es nicht, als das was in einen Corolla passt, und findet eine Bleibe in einem abgeschieden gelegenen Haus eines Freundes. Der überlässt es ihm für eine geringe, mehr symbolhafte, Miete. Hier wohnte bis vor kurzem Tomohiko Amada, der Vater des Freundes und berühmter Nihonga-Maler. Der Vater, 92 Jahre alt, war langsam aber unvermeidlich in die Schattenwelt der Demenz abgeglitten und wurde in einem Heim untergebracht.

Das Lesen ist das Ziel:

Die Dinge geraten in Bewegung. Er findet den verborgenen Zugang zu einem Dachboden und ein unbekanntes Bild von Tomohiko Amada: “Die Ermordung des Commendatore”. Er erhält das Angebot, einen ihm noch unbekannten Mann zu porträtieren, der dafür eine unglaublich hohe Summe bietet. Aus einem alten Schrein im Garten des Hauses ertönt Glockenläuten, dessen Herkunft nicht erklärbar ist.

Die Dinge gehen ineinander über. Zwischen dem Heute und Rückblicken auf seine gescheiterte Ehe, seine verstorbene Schwester, Abschnitte aus seinem Leben, entsteht eine schwer zu fassende Spannung. Nicht im Sinne einer Handlungsspannung wie in einem Krimi sondern im Sinne der Eindrücke und der beim Lesen entstehenden Bilder im Kopf.

Spielend gelingt es Murakami (und der Übersetzerin Ursula Gräfe) mit der Schlichtkeit der Sprache und der Präzision der Formulierungen das Lesen selbst zum Erlebnis zu machen.

Und ja, auch die mysteriösen Ereignisse, die ganz in Murakamis Stil die Grenzen zwischen Wirklichkeit, Traum und Fiktion überwinden, schaffen Spannung.

Cliffhanger:

Bei Murakamis legendärem Roman 1Q84 wurden gleich zwei Teile der Geschichte in ein mehr als 1.000 Seiten schweres Buch gepackt. Das wollte der Verlag vermeiden (weil man mit zwei Büchern mehr Umsatz erzielen kann?) und deshalb erscheint im April der Band 2 von “Die Ermordung des Commendatore”.

Es gibt eine ganze Menge an Fragen zum Fortgang der Handlung, die darin zu beantworten sind. Ich bin schon sehr gespannt!




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