Buchbesprechung/Rezension:

John Williams: Nichts als die Nacht

Nichts als die Nacht
verfasst am 18.02.2018 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Williams, John
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Schon selbst gelesen? Gib hier Deine Bewertung zum Buch ab!
[Gesamt: 0 Durchschnitt: 0]

„Nichts als die Nacht“ ist eine Erzählung, bei der die Umstände ihrer Entstehung weitaus mehr über den Inhalt aussagen als der Inhalt selbst. Der 22-jährige John Williams schrieb sie in einem Lager in Burma, während des 2. Weltkrieges. Gerade erst zur Air Force eingezogen, wurde er mit sein Flugzeug von den Japanern abgeschossen und er überlebte nur wie durch ein Wunder. Im Lager musste er wochenlang ausharren, bis es endlich möglich war, ihn und den zweiten Überlebenden zu evakuieren.

In einem Zelt, fernab jeder Zivilisation und unter dem Eindruck des Absturzes schreibt hier ein junger Mann über sich bzw. über den, der er anderswo sein würde.

Arthur Maxley, so der Name seines Protagonisten, bleibt ein Fremder in seiner Welt. Seine Tage sind voll von Vorhaben und dem Wissen, diese nie umzusetzen. Ein Tagesablauf, zusammengestellt aus dem Unvermögen sich zu einem Ziel im eigenen Leben zu bekennen. Abscheu und Angst vor dem Alltag und den Menschen, die ihn befüllen und die ihm begegnen. Dabei ist es egal, ob es Begegungen mit Bekannten oder Fremden sind, denn Nähe zu irgendwem oder irgendetwas gibt es nicht. Noch verstärkt wird diese Orientierungslosigkeit durch den Umstand, dass er sich um sein Auskommen keine Sorgen machen muss; der regelmäßige Scheck, den er von der Firma seinen Vaters erhält, ermöglicht ihm ein Leben als ewiger Student.

Das Geheimnis hinter all dem wird langsam erkennbar, ein Geheimnis, in dem seine Mutter und sein Vater die Hauptrolle spielen.

Williams versuchte mehrerer Jahre lang, einen Verlag für dieses Buch zu finden; deshalb wurde es erst im Jahr 1948 veröffentlicht. Denn der Titel „Nichts als die Nacht“ beschreibt absolut treffend die dunkle Atmosphäre und den wie verzweifelt wirkenden Stil. Damit wollte anscheinend, so kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges, kaum jemand zu tun haben – Optimismus war angesagt, nicht Depression und Verzweiflung.

Der junge Williams schreibt ein stellenweise unfertig wirkendes Buch, das aber trotzdem und vor allem durch seine Dichte und das, was man wegen des Umfeldes darüber weiß, beeindruckt. Erst damit lässt es sich einordnen und bewerten. Für sich alleine betrachtet, hätte das Buch zwar durchaus einen Nachhall erzeugt, aber keinen, der dazu veranlasst, mehr von diesem Autor zu lesen.

So ist es auch sehr vernünftig, dass „Nichts als die Nacht“ erst wieder neu erschien, als Williams‘ spätere Romane bereits neu veröffentlicht worden waren und somit einer breiten Öffentlichtkeit zugänglich gemacht wurden.

Stünde nicht sein Name darüber, man würde es also niemals dem selben John Williams der späteren Jahre zuordnen, so unterschiedlich ist es in Stil und Inhalt. Erst 12 Jahre später, im Jahr 1960, erschien mit „Butchers Crossing“ Williams‘ nächster Roman. Und mit diesem Roman betrat ein völlig anderer Schriftsteller die Bühne als jener, der „Nichts als die Nacht“ schrieb. Aus meiner Sicht war diese Wandlung ein Segen für die Literatur, denn mit den drei Romanen, die er ab 1960 veröffentlichte, hinterließ er großartige Romane.




Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Top