Haruki Murakami: Die Ermordung des Commendatore Band 2
Eine Metapher wandelt sich
Autorin/Autor: Murakami, Haruki
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
Dies ist ein wirklich bemerkenswerter Roman. War Band 1 ein Roman der Hinweise, der lose aneinandergereihten Ereignisse und Erinnerungen, so ist Band 2 nun gewissermaßen die Auflösung. Bis zu einem gewissen Punkt jedenfalls, denn es bleibt, murakami-typisch, vieles unerklärt.
Zusammengefasst jedoch hinterlässt er bei mir einen zweigeteilten Eindruck.
Da sind einerseits Kapitel, die tatsächlich verschlungen werden wollen, wie bei einem reisserischen Thriller baut sich da die Spannung auf, wohin die Reise (und dies im wörtlichen Sinne) wohl gehen wird. Zum Beispiel der Weg des Malers durch den Untergrund; das erinnert mich bisweilen an ein Abenteuerspiel. Eines, bei dem man an jeder Weggabelung eine Entscheidung treffen muss, bei dem unvermittelt auftretende Figuren Hinweise liefern um das nächste Etappenziel zu erreichen. Murakami verbindet dann sehr gekonnt und raffiniert vieles von dem was zuvor passierte (und damit meine ich in beiden Romanen) mit dem was gerade passiert.
Dann sind da andererseits Kapitel, die sich nach meinem Empfinden beinahe irrtümlich ins Buch geschlichen haben, so wenig kann ich einen Nutzen für die Entwicklung des Romanes erkennen. Dann wirken die zuvor noch raffinierten Verweise nun bemüht und unverständlich.
Zwischen und inmitten der Malerei und der Musik und den Orten, die manchmal wie aus Fantasy-Romanen entliehen scheinen (zwischen „Herr der Ringe“ und „The Legend von Zelda“) entstehen die Protagonisten des Romanes. Sie sind manchmal sehr fein, manchmal sehr grob gezeichnet, manche bleiben fremd, manche lernt man kennen, weiß aber, dass es dahinter noch etwas gibt, das man noch nicht erfahren hat.
Und das ist auch eine dieser bemerkenswerten Eigenschaften dieses Romanes: mit nichts und niemandem gelangt man an ein Ende. Immer gibt es etwas, von dem man erahnt, dass es da noch lauert, würde der Roman den bis hierhin beschrittenen Weg weiter verfolgen. Doch es ist eben Murakami – er verlässt den Weg und schlägt eine neue Richtung ein; offen bleibt, ob das Verborgene später noch hervorgeholt wird oder ob es eben als Geheimnis dort bleibt.
Sprachlich durchwegs brilliant.
Murakami (natürlich im Zusammenwirkung mit der Übersetzerin Ursula Gräfe) beweist erneut, dass es keiner Satzungetüme bedarf, um Eindrucksvolles zur Papier zu bringen. Einfache, schnörkellose Sprache, oft beinahe banale Schilderungen von Alltäglichem werden bei Murakami zu beeindruckenden und eindrucksvollen Bildern.
Und worum geht es?
Der Maler arbeitet am Porträt von Marie. Und das Bild „Die Ermordung des Commendatore“ gewinnt mehr und mehr Einfluss auf das Leben beider.
Würde ich jetzt mehr dazu schreiben. wäre das nicht sehr freundlich jenen gegenüber, die Band 1 noch vor sich haben. Denn Band zwei setzt eben das in Band 1 Gelesene voraus.
Und wie geht es weiter?
Nun, zu Murakamis Roman 1Q84 erschien Jahre später Band 3. Da für mich noch vieles ungelöst bleibt, mag es auch zum „Commendatore“ einen weiteren Band geben. In ein paar Jahren vielleicht ..