Bill Clinton, James Patterson: The President Is Missing
Autorin/Autor: Clinton, Bill
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
Der Präsident und der Bestsellerautor: wenn es gut gemacht ist, dann kann aus dieser Kombination ein spannender Thriller entstehen. Es ist also keine Frage, dass „The President is missing“ gelesen werden muss. Wie wird das wohl werden?
Schon bald wird klar, wer in diesem Roman wofür zuständig ist: Clinton bringt sein Wissen um die Vorgänge im Weißen Haus ein und liefert dazu auch ein paar Details aus seiner eigenen Biographie. Diese Verweise auf ihn selbst beginnen schon beim Namen des Buchpräsidenten: Jonathan Lincoln Duncan lässt unschwer William Jefferson Clinton als Vorlage erkennen. Eine Hillary gibt es im Buch allerdings nicht; denn Duncans Frau Rachel ist nach schwerer Krankheit verstorben, Duncan bleibt alleine mit seiner Tochter Lilly zurück. (Hillary wird in den Danksagungen zum Buch aber angeführt, sie scheint also nicht allzu gekränkt zu sein)
Vom Patterson, wohl auch von seinem Team an Schreibern und Rechercheuren, stammt die Action. Die ist, das merkt man in jedem Absatz, routiniert aufgebaut, ganz wie man es von jemandem erwartet, der auf eine verkaufte Auflage von bald 400 Millionen Büchern verweisen kann.
Präsident Duncan wird von Clinton als der absolute Gegenpol zum gegenwärtigen realen Amtsinhaber beschrieben. Uneigennutz gegen Egomanie, Dienst an seinem Land gegen Nepotismus, Zuschütten von Gräben im Gegensatz zu Jeder gegen jeden.
Der Plot: die USA erhalten eine Warnung in Form eines Cyberangriffes. Obwohl dieser nur sehr begrenzt ausgeführt wird, versetzt er Regierung, Militär und Geheimdienst in höchste Aufregung, denn der Virus, der sich hier erstmals zeigt, scheint so perfekt, so abgeschirmt gegen jede Gegenmaßnahme, dass er bei weiterer Verbreitung ungeheuren Schaden anrichten würde.
Der Verantwortliche ist zwar rasch ausgemacht, doch, genauso wie seine Hintermänner, nicht greifbar.
Der Präsident muss zu ungewöhnlichen Methoden greifen, um sein Land zu retten. Dazu gehört auch, sich alleine und inkognito zu einem Treffen mit einer Kontaktperson zu begeben.
Es wird spannend, so viel lässt sich verraten.
Der Roman wird nach vorsichtigem Beginn zum Pageturner.
Als Thriller ist dieser Roman guter, routinierter Standard, ein programmierter Bestseller. Was ihn aber von anderen Romanen des Genres unterscheidet, ist der unübersehbare politische Aspekt. Clinton liefert nicht nur die Vorlage für die Person Duncan. Er liefert auch ein sehr umfangreiches politisches Statement. Als ob er mit diesem Roman der Welt erklären wollte, dass es außer dem verhaltensauffälligen Donald Trump, dessen fundamentalistischen Politikkumpanen und fehlgeleiteten Unterstützern auch noch ein ganz anderes Amerika gibt. Eines, in dem die Clintons, Obamas und Politiker und Menschen, die die Aufgabe vor den Eigennutz stellen, die Richtung bestimmen.
Dass Clinton in seiner Präsidentschaft selbst oft nicht so ganz nach dem agierte, was er Duncan in diesem Buch tun und sagen lässt, macht den Buchpräsidenten zu so etwas wie einem idealisierten Bild des 42. Präsidenten der USA.