Buchbesprechung/Rezension:

Robert Seethaler: Das Feld

Das Feld
verfasst am 17.07.2018 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Seethaler, Robert
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Was für eine Vorstellung, was für eine tröstliche Perspektive. Nach dem Ende unseres Lebens bleiben uns noch unsere Gedanken und unsere Erinnerungen und wir blicken auf unser Leben zurück.

In Paulstadt liegt ein Friedhof, auf dem genau das geschieht: die Verstorbenen erinnern sich. An ihr Leben, an ganz bestimmte Ereignisse, an Menschen, die ihren Weg kreuzten oder mit denen sie einem Teil des Lebensweges gemeinsam gingen.

Seethalers im Jahr 2014 erschiener Roman trägt den Titel „Ein ganzes Leben“ und hat genau das zum Inhalt: das ganze Leben eines Menschen. In „Das Feld“ sind es viele ganze Leben, über die zu lesen ist. Nicht so ausführlich, aber genauso umfassend. Dazu reichen nun 2,3 Seiten, manchmal etwas mehr, manchmal weniger, vielleicht nur wenige Worte. Und die Art der Erinnerungen ist  so unterschiedlich wie die Menschen, als sie lebten.

Vielleicht nicht das entscheidenste, aber das einprägsamste ist es, was uns im Gedächtnis bleibt. Für den einen wichtig, für den anderen nebensächlich. So erinnert sich auch jede und jeder in anderer Weise.

Man nennt den Friedhof in Paulstadt „Das Feld“, denn es war früher ein unfruchtbarer Acker, den der Bauer Ferdinand Jonas dem Bürgermeister um gutes Geld verkaufte – beide liegen sie jetzt hier und erinnern sich – unabhängig von einander – an das damalige Geschehen. So wie die anderen, die einander im Leben begegneten oder die nie voneinander gehört hatten, sich an anderes erinnern; aus verschiedenen Blickwinkeln, an etwas, das nur sie selbst kannten oder das sie gemeinsam mit anderen erlebten. Sie lebten zur selben Zeit oder sie stammen aus verschiedenen Generationen. Alles ist hier im Friedhof vereint. Mit ihren Geschichten und Erinnerungen erleben wir nicht nur die Lebenswege, sondern gleich auch die ganze Chronik der Stadt.

Seethaler schreibt ungemein berührende, kurze Geschichten (es sind dutzende, genau habe ich nicht nachgezählt) über so viele unterschiedliche Menschen. Zusammengehalten wird alles durch die Anwesenheit des alten Mannes, der beinahe täglich auf seiner Bank im Friedhof sitzt und sich fragt wie es wohl wäre, wenn die Toten in ihren Gräber reden würden …




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