Buchbesprechung/Rezension:

Alex Beer: Der zweite Reiter
Ein Fall für August Emmerich

Der zweite Reiter
verfasst am 01.08.2018 | 1 Kommentar

Autorin/Autor: Beer, Alex
Genre:
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Kriminalromane, die in historischem Umfeld spielen, mag ich einfach. Denn da kommt zur Spannung auch noch das Gefühl für die Lebensumstände in der Vergangenheit hinzu; wenn es gut gemacht ist – zum Beispiel so wie in “Der zweite Reiter”.

Es ist das Jahr 1919, das Jahr nach dem Ende des ersten Weltkrieges, das Jahr nach dem Ende der Habsburger-Herrschaft, nach dem Ende der K.u.K. Monarchie. In Wien herrscht das Elend vor, unter Hunger und Kälte leidet der Großteil der Bevölkerung.

Es ist die Zeit der Schieber, der Schwarzmarkthändler, der verzweifelten Menschen, die keine Perspektive im Leben sehen, die umso leichter denen auf den Leim gehen, die behaupten, den Schlüssel für ein paradiesisches Leben gefunden zu haben, den man sich nun für einen kleinen Betrag selbst zulegen könnte. Ein paar wenige werden reich, viele werden immer ärmer.

Keine schöne Zeit also, in der der Polizeiagent August Emmerich seinen Dienst versieht. Und ihm selbst geht es nur wenig besser als den meisten der Opfer und Täter, mit denen er es zu tun bekommt.

Auf der Jagd nach einem Schwarzmarkthändler stolpern Emmerich und sein Assistent Ferdinand Winter buchstäblich über eine Leiche. Da liegt wohl einer, der das triste Leben nicht mehr ertragen konnte, der hat sich eine Kugel durch den Kopf gejagt. Auch der Gerichtsmediziner sieht keine Veranlassung, einen anderen Befund als “Selbstmord” abzugeben.

Nicht so Emmerich: der glaubt bald an ein Gewaltverbrechen und legt sich mit seinem Vorgesetzten an, der auf Ergebnissen bei der Verfolgung der Schwarzmarkthändler besteht und dem keinesfalls der Sinn nach der Verschwendung kostbarer Arbeitszeit für sinnlose Ermittlungen steht.

Das Auftakt zu einem Kriminalroman, der mich wirklich beeindruckt:

Einerseits die Krimihandlung, in der sich ein spannender Bogen von der Vergangenheit zur Gegenwart entwickelt. Polizeiarbeit zu einer Zeit, als man nicht einfach mit Blaulicht losfuhr oder mit dem Handy Verstärkung holen konnte.

Andererseits die Beschreibung der Stadt und seiner Bewohner. Ich habe dabei oftmals das Gefühl richtiggehend miterleben können, was es bedeutet hat, in Wien im Jahr 1919 zu sein. Dort vorbei zu gehen, vor noch vor wenigen Monaten der Kaiser residierte; an jeder Ecke die Kriegesinvaliden zu sehen, gezeichnet für den Rest ihres Lebens; die Not und die armseligen Lebenumstände, die herunter gekommenen Wohnungen, der tägliche Kampf um Arbeit und Lebensmittel. Das ist nicht nur beeindruckend und fesselnd, man erkennt auch die umfangreiche Recherchearbeit, die dafür erforderlich war.

Und August Emmerich? Der ist beileibe kein perfekter Polizist. Seine Kriegsverletzung behindert ihn jeden Tag mehr und mit den Regeln nimmt er es nicht allzu genau. Gerechtigkeit ist ihm wichtiger als Recht, und er scheut sich auch nicht davor, mit zwielichtigen Zeitgenossen zusammen zu arbeiten, wenn es ihn der Klärung des Falles näher bringt.

Alles zusammen ist die Krimiautorin Daniela Larcher, die die Emmerich-Reihe unter dem Pseudonym Alex Beer schreibt, für mich eine tolle Entdeckung (wenn auch erst ein Jahr nach dem Erscheinen dieses Romanes). Das macht ganz eindeutig und unbedingt Lust auf Mehr!




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