Kristina Gehrmann: Der Dschungel
Nach dem Roman von Upton Sinclair
Autorin/Autor: Gehrmann, Kristina
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
Upton Sinclar wurde mit seinem Roman „The Jungle“ aus dem Jahr 1905 mit einem Schlag weltberühmt. Er verfasste damit eine romanhafte Reportage über die menschenunwürdigen Lebensumstände der Einwanderer in den USA und über die Machenschaften der Fleischindustrie, die in der Folge tatsächlich zu gesetzlichen Änderungen führten.
Im Roman ist es die Familie des Litauers Jurgis Rudkus, die voller Hoffnung und im Glauben an das Gute in den Menschen das gelobte Land Amerika erreicht. Hier würde man dem Elend der alten Heimat entrinnen und mit Fleiß und Arbeit ein glückliches Leben für sich und für die Kinder aufbauen.
Doch die Einwanderer sind nicht im Paradies sondern in einer ungezügelten, kapitalistischen Hölle gelandet. Beim Kauf eines Hauses werden sie von Anfang an betrogen, Tag für Tag müssen sie darum kämpfen zu überleben, ihre Arbeitgeber sind nichts anderes als moderne Sklavenhalter, deren Willkür man ungeschützt ausgeliefert ist.
Auf der einen Seite werden Menschen wie Jurgis und seine Familie von den skrupellosen Unternehmern und deren Handlangern ausgebeutet, auf der anderen Seite sind es die Mobster, die mafiösen „Gewerkschaften“, die die Notlage der verzweifelte Menschen ausnützen wollen.
Ein Kreislauf, dem viele, tausende, zehntausende nicht entrinnen können.
In Sinclairs Roman sind es dann nur die Sozialisten, die versuchen, Jurgis zu helfen.
Der Roman schlug im Jahr 1905 ein wie eine Bombe. Sinclair wurde von Präsident Theodore Roosvelt ins Weiße Haus geladen, um über die unglaublichen Zustände zu berichten. Damit wurden die ersten Schritte in Richtung gesetzlicher Rahmenbedingungen für Arbeitnehmerschutz und hygienische Standards bei der Lebensmittelproduktion gesetzt.
Kristina Gehrmann erweitert mit dieser Graphik Novel den stellenweise unglaublichen (aber wahren) Inhalt des Romanes um die bildhafte und damit noch wirkungsvollere Umsetzung. Die Zeichnungen in Schwarz/weiß treffen dabei wohl genau die Atmosphäre und die Umwelt, in der die Arbeiter damals zu leben hatten. Ein graues Leben in einer grauen Welt, in der es nicht die Frage war ob, sondern wann der nächste persönliche Schicksalsschlag eintraf.
Obwohl auf einem Roman basierend, der vor über 100 Jahren entstand, sind Parallelen zur Gegenwart nicht übersehen. Die immer wieder aufgedeckten Lebensmittelskandale (und noch immer ist es die Fleischindustrie, die da ganz vorne mitmischt) mitten in Europa, die Arbeitsbedingungen von Millionen von Arbeitern – nur dass solches heutzutage nur mehr selten bei uns, dafür in jenen Ländern geschieht, aus denen wir unsere billigen Textilien, Geräte, etc. beziehen.
„Der Dschungel“ ist eine großartige Ergänzung und Erweiterung von Sinclairs Roman.