Buchbesprechung/Rezension:

Volker Kutscher: Marlow
Der siebte Rath-Roman

Marlow
verfasst am 11.11.2018 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Kutscher, Volker
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Deutschland im Sommer 1935: mehr als zwei Jahre sind die Nazis schon an der Macht und sie haben sich in einer Weise darin eingerichtet, dass jeder merken muss, dass sie nicht bereit sind, diese Macht jemals freiwillig wieder abzugeben. Alles ist von ihren Symbolen und den Anhängern durchdrungen. Geron Rath und seine seine Frau Charlotte leben als stille Gegner des Regimes in einer Welt, in der man niemandem mehr vertrauen kann, in der jeder, der ein falsches Wort über die Machthaber fallen lässt, von Nachbarn, Familienmitgliedern, Freunden oder zufälligen Zuhörern ganz schnell an die Gestapo verraten werden kann.

Der siebente Roman aus der Gereon-Rath-Reihe ist für mich der mit der bislang dichtesten Beschreibung der Zustände und Atmosphäre in Nazi-Deutschland. Wie die Menschen, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes getan, bei jeder Begrüßung „Heil Hitler“ brüllen und den Arm begeistert in die Höhe reißen, wie jeder, der das nicht tut, mindestens skeptisch beäugt wird; wie die Massen der Jugendlichen, dem Führer zujubelnd, in Reih und Glied marschieren, wie die Menschen mit feuchten Augen einen Blick auf den „geliebten Führer“ erhaschen wollen.

Wie zugleich der Angstapparat aus Gestapo, SD und SS wächst und wächst und alles durchdringt, bis in den privatesten Winkel; wie sich die NS-Größen gegenseitig belauern und ausspionieren, wie Mißtrauen beinahe jeden Aspekt des Lebens aller Menschen durchdringt.

Volker Kutscher hat mit „Marlow“ viel mehr einen Roman über den Alltag unter dem Hakenkreuz geschrieben, als einen Kriminalroman.

Dieser Teil des Buches, der Kriminalroman-Teil, befasst sich mit einem sehr verwinkelt aufgebauten Fall, bei dem alles mit einem Unfall eines Taxis in Berlin beginnt. Ungebremst rast der Wagen in eine Hausmauer und der Fahrer und sein Fahrgast haben keine Chance, zu überleben. Gereon Rath wird hinzugerufen und für ihn stellt es sich zunächst wie ein ganz normaler Unfall dar. Auch wenn er bei der Inspektion des Wagens Unterlagen mit dem Aufdruck „Geheime Reichsache“ findet, hegt er zunächst keinen Verdacht, dass es sich um ein Verbrechen handeln könnte.

Auf diesen Gedanken kommt Rath erst, als ein früherer Kollege genau deshalb mit ihm Kontakt aufnimmt.

Vorsicht ist geboten, denn mit jedem seiner Schritte kann Geron Rath sich selbst und vor allem seine Frau in Gefahr bringen.

Eine spannende Handlung, vor dem Hintergrund des Jahres 1935 und eng verwoben den Zuständen dieser Zeit. Spannend nicht so sehr, weil man sich nicht vorstellen könnte, was hinter alledem steckt: denn schon bald ergeben sich Verbindungen zu Johann Marlow, der ehemalige Gangsterboss, der sich bestens mit den Machthabern arrangiert hat und als hochrangiger SS-Mann Zugang zum Führungskreis hat. Spannend deshalb, weil es offen bleibt, ob Gereon Rath und seine wenigen Mitstreiter und Vertrauten überhaupt in der Lage sein werden, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Der Schluss jedenfalls verspricht einen weiteren Roman aus der Reihe, denn es ist noch nicht zu Ende …




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