Anna Gruber: Drei Freunde und der Wunderwald
Eine Geschichte über Freundschaft, Selbstbewusstsein und das Anderssein
Autorin/Autor: Gruber, Anna
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andrea
Vorweg der Inhalt: in diesem Kinderbuch wird von drei seltsamen Tiergestalten berichtet, die aufgrund ihrer Andersartigkeit von den übrigen Tieren aus unterschiedlichen Gründen nicht akzeptiert bzw. gefürchtet werden. Unglücklich über die daraus resultierende Einsamkeit finden sie zueinander und führen in dieser neuen Gemeinschaft ein wunderbares Dasein im Wunderwald. Dieser Wunderwald ist eine eigene bessere Welt in der Milch und Honig fließt – also konkret Donuts auf Bäumen wachsen und Erdbeereissaft im Flussbett vor sich hin gluckert.
Co-Testleser war Moritz – 4,5 Jahre alt.
Vorweg das Fazit von Moritz: er war hellauf begeistert von den lustigen Tierkombinationen, die Bilder haben ihn offenbar angesprochen und dazu angeregt selbst neue Tierkombinationen zu erfinden. Absolutes Highlight war natürlich die neue bessere Welt, also das Schlaraffenland in dem die Süßigkeiten auf den Bäumen wachsen und sogar das gesunde Gemüse ansprechend weil bunt ist.
Fazit von mir als Testleserin: Auch ich fand die drolligen Tiere mit ihren treuherzigen Blicken sehr ansprechend. Der Text ist sehr einfach gehalten und damit auch für kleinere Kinder gut verständlich. Der Unterhaltungswert ist durch die phantastischen Tiere und den Wunderwald gegeben.
Allerdings finde ich die pädagogische Aussage fragwürdig. Ich habe sie derart verstanden:
wenn du in der realen Welt gepeinigt und ausgestoßen wirst verzweifle nicht, denn du wirst es in einer anderen Welt das Paradies finden … – diesen Ansatz gibt es in einem sehr berühmten und sehr alten Buch schon, sollte allerdings, so denke ich, nicht der Inhalt eines Kinderbuches sein (außer man tendiert zu religiösem Fundamentalismus…).
Als Sozialarbeiterin würde ich mir wünschen, dass das Andere in unserer ganz normalen Welt Platz und Akzeptanz findet und man nicht von einem besseren Leben in einer Parallelwelt träumen muss. Um es direkt auf das Buch zu übertragen: es wäre schön gewesen wenn die Normalotiere motiviert worden wären, sich mit den Anderstieren auseinanderzusetzen und dadurch so etwas wie Toleranz entwickelt hätten – zugegeben vielleicht ein bisschen viel verlangt von Schaf, Schwein, Hund und Hase … Dass sich die Phantasiewesen erst in eine neue bessere Welt beamen mussten, um glücklich zu werden finde ich sehr, sehr traurig.
Vielleicht habe ich die Aussage aber auch falsch interpretiert und sie hat eigentlich gelautet: wenn du Freunde findest bist du im Paradies gelandet?!? Aber selbst derart interpretiert finde ich es traurig, dass sich dafür alle „Anderen“ zusammen finden müssen und dann in ihrer neuen anderen Welt glücklich werden können (Ghettobildung?). Die Normalotiere müssen sich auch in dieser Version nicht weiterentwickeln und können engstirnig bleiben wie sie immer waren..
Zusammengefasst: ich bin mit der pädagogischen Aussage dieses Kinderbuches in keinem Fall einverstanden. Durch die ansprechenden Illustrationen und Anregung der Phantasie des kindlichen Testlesers ergibt das für mich aber immerhin noch 3 Sterne.