Buchbesprechung/Rezension:

Maj Sjöwall, Per Wahlöö: Verschlossen und verriegelt
Ein Kommissar-Beck-Roman, Band 8

Verschlossen und verriegelt
verfasst am 04.02.2019 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Sjöwall & Wahlöö
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Wie hängen dieser Bankraub, bei dem ein Bankkunde erschossen wurde, und die Suche nach einer Bankräuber-Bande zusammen? Staatsanwalt Olsson ist jedenfalls felsenfest davon überzeugt, dass hinter allem ein gemeinsamer Kopf mit dem Namen Werner Ross steckt und lenkt die Arbeit der Sonderkommission genau in diese Richtung.

Martin Beck kehrt 15 Monate, nachdem er bei seinem letzen Fall niedergeschossen wurde, in den Dienst zurück. Man will ihn noch schonen und deshalb landet auf seinem Schreibtisch eine Akte mit einem seltsamen Fall: ein Toter wurde in seiner Wohnung gefunden, erst Monate, nachdem er gestorben war. Das unerklärliche daran ist, dass der Mann erschossen wurde, in der von innen verriegelten Wohnung jedoch keine Waffe gefunden wurde.

Ein schlampiger, gelangweilter Kriminalbeamter legte den Fall schnell unter „Selbstmord“ ab, doch in Becks Abteilung will man sich nicht mit einer solche einfachen, und vor allem durch keine Beweise untermauerten, Lösung zufrieden geben.

Während Beck also in diesem Fall alleine ermittelt, wurden einige seiner Kollegen zur Sonderkommission versetzt.

So viel zur Kriminalgeschichte dieses 8. Bandes der Martin-Beck-Reihe.

Augenscheinlich haben Maj Sjöwall & Per Wahlöö diesen Krimi aber benutzt und nur geschrieben, um politische Propaganda zu machen. Politisch bekanntermaßen sehr weit links stehend, füllen sie den Roman mit Polemik, die vielleicht damals einen geneigten Leserkreis begeistern konnte, heute aber allzu fatal an die Kampfrhetorik der Rechtpopulisten erinnert. Nur suchen und finden Maj Sjöwall & Per Wahlöö die Schuldigen und Feinde eben an anderer Stelle.

Dieses beinahe durchgehend vorgebrachte Nörgeln, Jammern und Schlecht-Machen nervt sehr rasch; denn Schweden ist anscheinend, nähme man diesen Roman als Beleg, im Jahr 1972 ein gescheiterter Staat, voller Korruption, Mörderbanden ziehen durch die Straßen und die Polizei ist inkompetent und besteht hauptsächlich aus stupiden Vollidioten – und tatsächlich ist das Land anscheinend kurz davor ein faschistischer Polizeistaat nach Orwellschem Muster zu werden (Übrigens hieß der Premierminister zur Zeit der Veröffentlichung dieses Romanes Olof Palme, dem man wohl kaum faschitische Tendenzen vorwerfen konnte).

Diese Sammelsurium an klassenkämpferischen Worthülsen verstellt den Blick auf die eigentliche Handlung und mehrmals war ich nahe daran, das Buch einfach weg zu legen. Dass ich es dann doch bis zum Ende las, ist quasi eine Reminiszenz an die vielen tollen Beck-Krimis, die ich schon gelesen habe. Wäre dieser Roman der erste der Reihe, hätte ich aber mit Sicherheit keinen weiteren in die Hand genommen.

Sehr bedauernswert ist auch, dass das Autorenduo offenbar so sehr mit dem selbstgerechten Verbreiten von politischer Propaganda beschäftigt war, dass der Krimiteil selbst furchtbar trivial und einfallslos aufgebaut ist und niemals auch nur annähernd an die Vorgänger-Romane heranreicht.

PS: Hakan Nesser schreibt im Vorwort sinngemäß, dass in diesem Buch weniger über die tatsächlichen Verhältnisse in Schweden zu erfahren ist, als vielmehr über die Intensität der damals  geführten politischen Auseinandersetzung vor dem Hintergrund der weltweiten Bewegung gegen den Vietnamkrieg, der zu dieser Zeit seitens der USA eskaliert wurde.




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