Buchbesprechung/Rezension:

Luca D'Andrea: Der Wanderer

Der Wanderer
verfasst am 24.09.2019 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: D'Andrea, Luca
Genre:
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Eine Gratwanderung zwischen Gut und Böse, zwischen Wahrheit und Mystik – So würde ich den dritten Thriller von Luca D’Andrea charakterisieren. Oft ist es nicht klar zu erkennen, auf welcher Seite dieses Grates man sich gerade befindet, ob man sich, gemeinsam mit Sibylle und Tony auf direkten Weg zum Ziel oder auf einem kunstvoll gebauten Irrweg befindet.

Der Ausgangspunkt der Ereignisse liegt rund 20 Jahre in der Vergangenheit, damals, als die Leiche von Erika am Bergsee gefunden wurde. Zu dieser Zeit war Tony noch ein junger Lokalreporter, der zum Tatort geschickt wurde, um von der Tat zu berichten. Heute ist Tony ein bekannter Schriftsteller, an dessen Türe Sibylle wutentbrannt läutet. Sib, wie sie genannt wird, hat ein anonym verschicktes Foto mit der Post erhalten, das Erika, ihre tote Mutter, zeigt und daneben den jungen Tony, der – so sieht es jedenfalls aus – dort in bester Stimmung am Seeufer im Schlamm kriecht.

An diesem Punkt, dem jungen Lokalreporter, treffen einander Fiktion und Wahrheit, jedenfalls in gewisser Weise: wie Luca D’Andrea erzählt, war er selbst im Jahr 1998 ein angehender Journalist und wurde zu einem Mordfall geschickt um darüber zu berichten – eine Frau wurde ermordet an einem Flußufer in Südtirol gefunden.

1998 ist auch im Buch das Jahr, in dem alles geschah. Vermeintlich geschah, denn es lassen sich schon recht bald weitere Spuren in den Jahren davor und danach erkennen.

Das Sütiroler Tal, in dem der Ort Kreuzwirt liegt, verbirgt mehr als nur die wahren Hintergründe über den Tod von Erika. Denn hier gebietet die Familie Perkmann über das Land und die Menschen. Wer sich wunschgemäß verhält, kann sich ein sicheres und beschauliches Leben erwarten, wer versucht, sich dem Willen der Perkmanns zu widersetzen oder Außenstehenden etwas über das Tal zu berichten, muss mit Schwierigkeiten rechnen – bis zum Schlimmsten.

Ist Erika also nun ertrunken, hat sie Selbstmord begangen oder wurde sie ermordet?

Nachdem Tony Sib erklären kann, wie es zu diesem Foto kam, nehmen er und Sibylle diese Spur auf. Die Suche wird sie zu den Geheimnissen des Tales und der Familie Perkmann führen und wird für beide zu einem Duell mit einer mystischen Figur: dem „Wanderer“, der im Tal sein Unwesen treibt.

Luca D’Andrea vermengt in diesem Roman Thriller- und Horrorelemente, er verwendet Legenden aus düsteren Geheimkulten und esoterische Symbolik, deutet Übersinnliches an; die engen und tiefen Täler in den Südtiroler Alpen sind erneut die perfekte Szenerie für eine Auseinandersetzung mit dem abgrundtief Bösen. Da passiert es dann auch gelegentlich, dass der Ablauf des Geschehens etwas unwirklich erscheint und man beim Lesen erst einmal darum ringen muss, es zu begreifen.

Auch wenn der Autor für meinen Geschmack gelegentlich ein wenig zu tief in den Topf des Okkulten und Geheimnisvollen greift, bleibt der Roman am Ende doch als sehr spannender Thriller im Gedächtnis. „Der Wanderer“ reicht nicht ganz an die Klasse und die Atmosphäre seiner beiden Vorgängerromane heran, ist aber nichts desto weniger ein äußerst empfehlenswerter Spannungsroman.

PS: Ich hoffe sehr, dass es noch viele weitere (Südtiroler) Täler gibt, in denen sich Düsteres zuträgt und über die auch weiterhin Thriller geschrieben werden. Vorzugsweise natürlich von Luca D’Andrea.




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