Maj Sjöwall, Per Wahlöö: Der Polizistenmörder
Ein Kommissar-Beck-Roman, Band 9
Autorin/Autor: Sjöwall & Wahlöö
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
Es sind zwei Fälle, die Kommissar Beck und das Reichsmordkommission beschäftigen. Sie haben nichts gemeinsam, außerdem dem Umstand, dass beide Arbeit für Polizei und die Presse im Süden Schwedens bedeuten.
Beck und sein Kollege Lennart Kolberg werden nach Schonen geschickt, um dort das Verschwinden einer Frau zu untersuchen: Sigbrit Mård ist seit Wochen nicht mehr gesehen worden, es gibt keine Spur von ihr. Ins Visier von Polizei und Presse gerät ein verurteilter Sexualstraftäter Folke Bentsson, den Beck in Band 1 verfolgte und überführte: Der wurde nach Verbüßen seiner Haftstafe aus dem Gefängnis entlassen, man kann ihm jedoch nur nachweisen, die Verschwundene gekannt zu haben. Auch wenn seine Vorgesetzten Druck machen, diesen offensichtlichen Täter zu verhaften, so weigert sich Beck zunächst, dem nach zu kommen; noch steht nicht einmal fest, ob Sigbrit Mård überhaupt tot ist und Beweise gegen Bengtsson gibt es nicht.
Der zweite Fall sorgt für große Schlagzeilen im ganzen Land. Während einer Fahrzeugkontrolle kommt es zu einem Feuergefecht zwischen drei Polizisten und zwei gesuchten Einbrechern. Am Ende gibt es zwei Tote und zwei Schwerverletzte und einer der Einbrecher ist auf der Flucht: der „Polizistenmörder“ – wenn es denn so abgelaufen ist, wie alle zunächst annehmen.
(Der titelgebende Fall nimmt dabei aber nur den weitaus geringeren Teil des Romanes ein)
Für mich ist es geteiltes Lesevergnügen, und das gleich mehrfach:
Da ist einmal die handwerkliche Seite, auf der Sjöwall & Wahlöö in bekannter großartiger Form die vielen Details in einen Zusammenhang bringen, der immer wieder neue Spannung erzeugt, immer wieder neugierig darauf macht, was als nächstes passieren wird.
Auf der anderen Seite steht der Aufbau des Falles bzw. der Fälle selbst und der Weg zur Auflösung: gegenüber den ersten sieben Romanen der Reihe fehlt mir hier tatsächlich oft der logische und nachvollziehbare Ablauf, Sjöwall & Wahlöö bemühen allzu sehr den Zufall als Mitglied des Teams. Zu oft erscheint mir die Handlung zu sehr konstruiert.
Und schließlich die Kritik an den Zuständen in Schweden. Dieser Teil wurde von Roman zu Roman ausführlicher und hatte einen völlig überzogenen und moralisch bedenklichen Höhepunkt mit Band 8. Jetzt, in Band 9, werden zwar Gewalttaten nicht mehr mit gesellschaftlichen Zuständen entschuldigt, das immer wieder in die Handlung hineingestreute Beklagen der Zustände im Schweden der beginnenden 1970er-Jahre ist jedoch für mich weder nachvollziehbar, noch scheint es mir in der vorliegenden Form passend. Diese Passagen haben ich gar nicht mehr wirklich gelesen, sondern nur noch überflogen; sie haben mit der Handlung überhaupt nichts zu tun (Maj Sjöwall gestand übrigens viele Jahre später zu, dass sie nun in diesen Roman wohl einiges anders schreiben würde).
Insgesamt aber doch ein gut lesbarer Krimi, in dem man jedoch auch schon erkennen kann, dass sich die Krimireihe um Kommissar Beck langsam dem Ende zuneigt.