Buchbesprechung/Rezension:

Michael Jensen: Totenland
Ein Jens-Druwe Roman

Michael Jensen: Totenland
verfasst am 28.11.2019 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Jensen, Michael
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

Schon selbst gelesen? Gib hier Deine Bewertung zum Buch ab!
[Gesamt: 4 Durchschnitt: 3.8]

Die letzten Tage des 2. Weltkrieges in Europa sind die letzten Tage des Naziregimes. Während von Hitler und seinen Kumpanen immer mehr Menschen in den sicheren Tod geschickt werden, während das Regime immer noch von Wunderwaffen und dem „Endsieg“ fabuliert, organisieren die Nazi-Größen still und klammheimlich ihre Flucht und ihre eigene Zukunft.

Im Norden Deutschlands, in Schleswig-Holstein, ist der Krieg nicht so direkt spürbar wie in den großen Städen und in den Industriegebieten, man blieb bisher von Bombenteppichen und alliierten Truppen verschont. Hierher wurden diejenigen versetzt, die nicht mehr tauglich für die Front sind. In den Polizeistationen machen die Invaliden Dienst – einer davon ist Inspektor Oberleutnant Jens Druwe, der in Stalingrad eine Hand verlor.

Seine Versetzung in diesen hinteren Winkel des Landes verdankt er nicht nur seiner Verletzung – er verdankt sie auch dem Umstand, dass er kein NS-Parteigenosse ist. Weil er aber noch nicht ins Visier von Gestapo und SS geraten ist, soll er wenigstens als Landpolizist den Vaterland dienen. Doch Druwe kann sein früheres Berufsleben als Mitarbeiter von Ernst Gennat, dem legendären Leiter der Mordinspektion in Berlin, nicht abschütteln; als ein Toter gefunden wird, übernimmt Druwes Spürnase wie von selbst das Kommando. In so einer Situation ist es ihm dann auch egal, ob er sich mit Parteibonzen, Vorgesetzten oder gleich der ganzen SS anlegt.

Der Tote stellt sich als stellvertretender Kreisleiter Lessing heraus und er wurde fürchterlich zugerichtet. Druwe erkennt sofort, dass dieses Verbrechen mit ungeheurer Wut begangen wurde. Er ahnt aber auch, dass das Regime dieses Verbrechen wohl vertuschen wird – Hauptsache schnell zu den Akten, denn in diesen Tagen kann man es sich nicht erlauben, dass ein Parteimitglied im Zusammenhang mit einem Mord genannt wird. Als ein Flüchtling entdeckt wird, der von einem Todesmarsch von einem Konzentrationslager in ein anderes flüchten konnte, ist für stramme NS-Männer klar, dass das der Mörder ist.

Druwe sieht das ganz anders, denn er weiß, dass der Ermordete in großem Stil geraubtes Gut verschoben hatte.

Aus allen Himmelrichtungen drängen sich im Raum Flensburg die Reste des Naziregimes zusammen, während die Armeen der Alliierten die verbliebenen Reste des „Tausensjährigen Reiches“ immer enger einschnüren. Der Polizist Jens Druwe, der im Krieg Schuld auf sich geladen hat und den seine Taten jede Nacht in seinen Träumen verfolgen. Der Kriminalassistent Peter Jünger, für den der Nationalsozialismus Religion ist und Hitler sein Gott. Der SS-Mann Hilmarsson, der in blindem Fanatismus jeden aus dem Weg räumt, der seinem Ziel im Wege steht. Der Polizeipräsident Hinsch, der gemeinsam mit seinen Kumpanen versucht, sich mit so viel Raubgut wie möglich abzusetzen und der die „Rattenlinie„, die Fluchtroute für Parteigenossen über Flensburg, organisiert .

Sie alle treffen in Flensburg zu einer Art von Showdown zusammen, während die obersten NS-Verbrecher wie Himmler, Göring oder Goebbels weiter ihre Intrigen spinnen. „Totenland“ ist ein historischer Thriller, in dem sich Realität und Fiktion in gelungener Weise miteinander vermengen.

Und doch: sehr viel Themen für diesen Thriller; manchmal zu viel, nach meinem Gefühl, was Michael Jensen in dieses eine Buch packt; womit dann bisweilen diese einzelnen Erzählungen einandern den Blick verstellen und einiges zwangsläufig unvollständig bleiben muss. Was aber sehr wohl klar zu sehen ist, das ist die Korruption und die Verlogenenheit aller dieser Nazis, die mit Propaganda und Gewalt doch immer nur den Eigennutz im Sinn hatten; genau so, wie man es heute auch noch bei ihren ideologischen Nachkommen sehen kann.

Ein sehr ambitionierter und spannender Roman, der nur oftmals etwas zu viel will. Dabei vermittelt er in starken Passagen, wie es in diesen letzten Tagen Nazideutschlands zugegangen sein muss.




Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Top