Buchbesprechung/Rezension:

Leo Perutz: Der Meister des Jüngsten Tages

Leo Perutz: Der Meister des Jüngsten Tages
verfasst am 04.01.2020 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Perutz, Leo
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
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[Gesamt: 1 Durchschnitt: 1]

Ein mehrfach verschlungenes Verwirrspiel: würde Leo Perutz‘ Roman heute veröffentlicht werden, so müsste man ihn irgendwo zwischen Mystery, Suspense und Psychothriller einordnen. Und vor allem in einem Genre, das man „Leser-Irreführung“ nennen könnte. Denn das Führen in die Irre ist der vorrangige Anspruch dieses Romanes, der erstmals im Jahr 1923 erschien.

Es beginnt mit einem Schlusswort, das der Baron von Yosch, Rittmeister der k.u.k. Armee unter seine Schilderung der Ereignisse der vergangenen fünf Tage setzt. Das Schlusswort als Einleitung zu Vorkommnissen, die sich zutrugen und in deren Brennpunkt er, von Yosch, und einige weitere Herren und Dina, Yoschs vergangene Liebe, stehen.

Fünf Tage zuvor war der Hofschauspieler Eugen Bischoff, Ehemann von Dina und damit der Rivale des Barons, unter sehr dubiosen Umständen zu Tode gekommen. Selbstmord, so konstatieren alle, die sich am Ort des Geschehens aufhielten, doch Felix, Dinas Bruder beschuldigte sogleich den Baron des Mordes; finden sich doch einige Indizien am Ort des Geschehens, die genau darauf hindeuten. Felix behauptet auch, dass der Baron seinem Widersacher gefolgt sei und ihn mit bis dahin verschwiegenen Informationen in den Tod getrieben habe: Das gesamte Vermögen Bischoffs war beim Zusammenbruch des Bankhauses Bergstein verloren gegangen – Yosch trieb ihn mit dieser schonungslosen Offenbarung in den Tod.

Doch der Baron findet rasch Fürsprecher, die es für ausgeschlossen halten, dass er ein Mörder sein soll. Als der Baron auch noch sein Ehrenwort als Rittmeister gibt, scheinen alle von seiner Unschuld überzeugt; nur Felix bleibt weiterhin skeptisch.

Ein Ehrenwort: damals, es ist die Zeit kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges, war das Ehrenwort eines Offiziers noch eine unzweifelhafte Offenbarung. Ein Offizier, der sein Ehrenwort gab, würde dabei niemals lügen.

Der Ingenieur Solgrub und der Arzt Dr. Gorski, beide anwesend bei dem unheilvollen Geschehen, beginnen ihre eigenen Nachforschungen, um den wahren Grund für den Tod des Schauspielers zu ergründen. Die beiden und Yosch folgen den Spuren und immer wieder kreuzen sich dabei ihre Wege. Es wirkt, mit allen diesen Deutungen von Spuren und Hinweisen, dabei wie ein Krimi mit Sherlock Holmes.

Seltsam erscheinen im ganzen Roman so viele Unstimmigkeiten, dieses seltsame Verhalten einiger Protagonisten.

Erst im letzten Kapitel werden die offenen Fragen zwar nicht beantwortet, doch erfährt man, warum die Schilderung des Barons voller seltsamer Wendungen und Widersprüche ist. Denn über Yoschs Erzählung wird nur von einem namenlosen Erzähler berichtet. Nun erfährt man auch, dass Yosch schon bald nach dem Beginn des Krieges als einfacher Soldat starb, denn man hatte ihm seinen Rang aberkannt; in Folge des Vergehens, ein falsches Ehrenwort gegeben zu haben.

Was ist nun in Yoschs Erzählung wahr und was hat der, als Lügner entlarvte, Baron, nur erfunden? Der namenlose Erzähler findet eine Stelle in Yoschs Ausführungen, von der an alles nur mehr dessen Fantasie entsprungen zu sein scheint.




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