Buchbesprechung/Rezension:

Cay Rademacher: Verlorenes Vernègues
Ein Provence-Krimi mit Capitaine Roger Blanc (7)

Cay Rademacher: Verlorenes Vernègues
verfasst am 13.06.2020 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Rademacher, Cay
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Es muss ja nicht immer von Beginn an um Mord- und Totschlag gehen (wobei “von Beginn an” der entscheidende Hinweis ist). Denn Roger Blanc wird mit seinen Kolleginnen und Kollegen in den Ort Vernègues geschickt, wo es ein Wolfsrudel anscheinend auf die Schafe abgesehen hat. Wenn es sonst schon keine “menschlichen” Verbrechen gibt, ist die Angelegenheit für die Gendarmen zumindest eine Ablenkung vom eintönigen Alltag.

Dieser Krimi ist zuerst einmal eine Erzählung über Land und Leute. Der vor rund 100 Jahren durch ein Erdbeben zerstörte Ort Vieux Vernègues ist Schauplatz ungeklärter Ereignisse und Tummelplatz für einige der dauerhaften oder zeitweiligen Bewohner des ganz in der Nähe nach dem Beben neu errichteten Ortes.

Der Astrophysiker Maurice Fouquart ist außerirdischen Besuchern auf der Spur, die Seismologin Marie-Clare Martin versucht den Schlüssel für die Vorhersage von Erbeben zu finden, Guy Gassonet ist ein landesweit bekannter Kenner und Deuter von Nostradamus, die Försterin Sandy Hulot macht sich mit ihrem entschlossenen Eintreten für den Naturschutz nicht viele Freunde, der Vorsitzende des Jägerverbandes Jean-Paul Cordillet hat sich mit dem langgedienten Bürgermeister Pierre-Henry Melleton soweit arrangiert, dass beide bei den oft nicht ganz legalen Aktivitäten des anderen nicht hinsehen.

Was sich in diesem kleinen Ort abspielt, das könnte auch irgendwo anders in Europa passieren. Denn überall dort, wo die Wölfe auftauchen formieren sich gleich die einen, die sofort alles abschießen möchten und die anderen, die die Wölfe schützen.

Der übliche Streit zwischen den Schäfern und Jägern auf der einen Seite und der Försterin und ein paar wenigen anderen wird unvermittelt durch ein grausiges Ereignis verschärft, mit dem niemand jemals gerechnet hätte. Da trifft es sich gut, dass Capitaine Blanc und sein Team schon einiges über die Menschen und die Gegend in Erfahrung bringen konnten und umgehend mit den Ermittlungen beginnen können.

Zwischen Verschwörungstheorien, korrupten Amtsträgern und aufgebauschten Pressemeldungen ist es für die Gendarmen nicht ganz einfach zu klären, was wirklich vorgeht. Dazu lässt sich das schon einmal verraten: wer zuerst als verrückt erschien, könnte am Ende doch recht haben.

Auch im Privatleben von Roger Blanc geraten die Dinge endlich in Bewegung: denn nachdem man sechs Bände lang mitverfolgen konnte, wie er ein sehr seltsame Affäre mit der Untersuchungsrichterin Aveline Vialaron-Allegre unterhielt (und schon immer wusste, dass das keine Zukunft haben wird), scheint sich eine neue Beziehung anzubahnen.

“Verlorenes Vernègues” ist ein Roman, mit dem man sich wirklich in den Süden Frankreichs vertiefen kann.

Cay Rademacher hat in diesem 7. Band der Capitaine Roger Blanc-Reihe noch mehr von seinen eigenen Eindrücken (der Autor lebt selbst in der Region) verarbeitet; und man kann zweifelsfrei sagen, dass Rademacher sich in seiner Wahlheimat unglaublich wohl fühlt, so wie er darüber schreibt, wie er die Menschen charakterisiert, wie er das Land und die Atmosphäre Südfrankreichs den Leserinnen und Lesern nahe bringt.

Es freut mich wirklich, dass die Roger Blanc-Romane immer besser werden, womit ich mich auf weitere Fortsetzungen freuen kann!




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