Daniel Glattauer: Die Liebe Geld
Eine Komödie
Autorin/Autor: Glattauer, Daniel
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Alfred Henrich möchte einfach ein wenig Geld von seinem Guthaben abheben. Dabei gerät er in eine jener Situationen, die uns Menschen des 21. Jahrhunderts vor schier unmenschliche Probleme stellen kann: Die Technik versagt. In Alfreds Fall: der Automat weigert sich, ihm Geld auszuzahlen (wichtig zu wissen ist, dass auf seinem Konto genug davon herumliegt).
Der Beginn von Alfreds Odyssee durch die Welt der Banken, deren Versprechungen und dunklen Ecken, in denen man sich leicht verirren kann.
Der englische Fußball-Nationalspieler Gary Linnecker hat sinngemäß einst gesagt: Fußball, das ist, wenn 22 Leute 90 Minuten lange dem Ball nachlaufen und am Ende gewinnen die Deutschen“. Umgelegt auf dieses Stück würde der Satz lauten: „Finanzanlage, das ist, wenn Leute ihr Geld arbeiten und sich vermehren lassen wollen und am Ende gewinnt immer die Bank“.
Bei der Zusammenfassung dieses kleinen Theaterstücks aus der Feder von Daniel Glattauer fiel mir noch ein anderer Satz ein, den ich vor langer Zeit öfters im Deutschunterricht gehört habe: „Was will uns der Autor damit sagen?“. Genau diese Frage stelle ich mir auch nach dem Lesen von „Die Liebe Geld“.
Nun denn. Zuerst einmal ist es eine sehr, sehr böse Geschichte über Bankenmenschen, die über unser Geld verfügen, ohne dass es ihnen gehören würde. Alfred verfängt sich im Netz von deren Ausreden und Versprechungen, dabei möchte er – nein, er muss – nur einen Teil seines Guthabens in Bar ausgezahlt bekommen. Was ihnen da nicht alles einfällt, den Bankerinnen und Bankern, um diesem Wunsch nicht nachkommen zu müssen. Man wird feststellen, dass ein gehöriger Teil des Geldes, das wir den Banken zur pfleglichen Vermehrung oder einfach nur zu Aufbewahrung überlassen, für Marketing und Slogans ausgegeben wird, also für etwas, von dem wir als Kunden nichts haben.
Assoziationen mit der Wirklichkeit sind nicht nur willkommen, sondern werden von Glattauer quasi eingefordert. Im Sonnenstudio gebräunte Anlageberater, allzu dynamische Finanz-Start-ups mit Firmensitzen von Malta bis Hongkong, automatisierte Bankfilialen. Dazu fallen uns allen sich ganz eigene Erfahrungen ein und noch viel mehr darüber haben wir aus den Medien erfahren.
Als Theaterstück (und nicht als Roman) geschrieben und auch bereits in den Kammerspielen in Wien auf der Bühnen zu sehen, wird man dort sicher noch einige weitere Facetten dieser Komödie erleben können, wenn die Schauspielerinnen und Schauspieler den Text auch noch mit Gestik, Mimik und Ausdruck unterlegen. Auf der Bühne dauert das Stück rund eineinhalb Stunden, für das Lesen braucht man nicht so lange.
Gelesen empfinde ich manches als etwas zu vorhersehbar und klischeehaft – auch wenn man natürlich angesichts jüngster Skandale im Finanzbereich (von der Commerzialbank im Burgenland bis Wirecard) dort kaum noch etwas für unmöglich erachten mag.
Amüsant, wenn auch streckenweise etwas überzogen und zu plakativ. Auch wenn es als „Eine Komödie“ betitelt ist, so brachte mich das Stück beim Lesen nicht zum Lachen. Es ist eben doch mehr „Eine Groteske“ und Alfred Henrich ein Durchschnittsösterreicher, dem unser Mitleid gilt, weil er in die Fänge aalglatter Typen geraten ist.