Guillermo Martínez: Die Oxford Morde
Autorin/Autor: Martínez, Guillermo
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Verbrechensaufklärung auf die wissenschaftliche Art. Der studierte Mathematiker Guillermo Martínez lässt seine Ermittler den Fall mit Zahlen und Mathematik lösen; und weil alles in Oxford spielt, ist „Die Oxford Morde“ ein typisch englischer Krimi – auch wenn der Autor Argentinier ist.
Zunächst, bevor es um den Inhalt geht, ein Blick auf Martínez‘ Stil: Es macht den Eindruck, als würde er beim Schreiben die Gedanken fliegen lassen, wobei ihm immer wieder Anekdoten, Rätsel oder wissenschaftliche Probleme ein, die er dann auch gleich in seinem Buch verarbeiten muss. So wird man mit einer Vielzahl an verwirrenden, amüsanten, spannenden oder gruseligen Anekdoten verwöhnt, die – ganz abseits der eigentlichen Handlung – oft für recht interessante (und lehrreiche) Momente sorgen; auch wenn ich, ehrlich gesagt, nicht alles davon verstanden habe – vor allem, wenn es um solche Dinge wie Gödels Erkenntnisse geht, denn Mathematik und die sich daraus ergebende Logik waren für mich schon in der Schule ein spanisches Dorf :-).
Bund der Pythagoreer, Fibonacci, Gödel, Fermats Letzter Satz (der besagt, dass an + bn = cn niemals eine ganze Zahl ergibt, wenn „n“ größer als 2 ist; Andrew Wiles, der diesen Satz im Jahr 1994 bewies, spielt in diesem Krimi auch eine Rolle): Der Autor überträgt seine augenscheinliche Leidenschaft für die Mathematik und deren Geschichte auf den Professor Arthur Seldom, eines Zeichens anerkannte Koryphäe auf dem Gebiet der Logik. Der Professor und sein argentinischer Doktorand sind hautnah dabei, als in Oxford Morde geschehen, die in mehrfacher Hinsicht von „gewöhnlichen“ Verbrechen abweichen.
Einerseits soll es anscheinend so aussehen, als ob die Opfer eines natürlichen Todes gestorben wären, andererseits hinterlässt der Mörder (oder ist es die Mörderin?) Hinweise in Form von kleine Notizzetteln mit Symbolen und Ankündigungen. Diese Hinweise kündigen die Morde zwar an, jedoch so verschlüsselt, dass es schon der Kreativität Seldoms und seines Assistenten bedarf, die richtige Spur zu finden. Zunächst aber gelingt es nicht, weitere Morde zu verhindern.
Zuerst Mrs. Eagleton, eine alte Dame und Zimmervermieterin des Dottoranden, dann ein schon sterbenskranker Patient, dann … es drängt sich bei allen Beteiligten bald der Verdacht auf, dass sich jemand mit dem Professor ein intellektuelles Duell liefern möchte. Wegen einer ungerechtfertigten Zurückweisung? Weil man das Genie des Täters nicht erkannt hat?
Auch wenn es eine Menge Tote gibt, so ist der Krimi insgesamt doch einer der beschaulichen Art, typisch im klassischen Who-Dunit-Stil der großen Detektive der Krimi Literatur. Von den kleinen Geschichten, die den Fluss der Handlung immer wieder unterbrechen, darf man sich nicht verwirren lassen. Denn in einer unbestimmten Weise hängen sie mit dem Fall zusammen und einige davon sind als „eingeschobene“ Kurzgeschichten auch für sich alleine spannend zu lesen.
Krimihandlung und Ausflüge in die Welt der Mathematik und Logik greifen fugenlos ineinander und daraus ist ein überaus spannender Krimi entstanden, der zugleich fordert und bestens unterhält. Er unterhält bis zur allerletzten Seite, denn Guillermo Martínez lässt sich bei der Auflösung nicht hetzen; ich habe schon befürchtet, dass der Roman zu Ende ist, bevor alles enthüllt wird … doch es geht sich knapp aus und es – das Ende – ist überraschend aber durchaus denkbar.
Bei diesem Krimi hab ich mir schon ein bisserl schwergetan. Der Autor frönt seiner mathematischen Leidenschaft für meine Begriffe zu sehr. Das englische Milieu geht aber dadurch trotzdem nicht verloren.
Das Buch erforderte mehr Konzentration als viele andere englische Krimis, die ich gelesen habe. Macht aber nichts. Es zahlt sich auf jeden Fall aus ihm zu lesen. Man taucht ein in eine andere Welt, nämlich in eine höchst wissenschaftliche. Das kann lehrreich sein, ich hatte aber oft Verständnisprobleme. Trotzdem werde ich dem Autor die Treue halten.