Buchbesprechung/Rezension:

Carlo Lucarelli: Der schwärzeste Winter
Ein Commissario-De-Luca-Krimi

Carlo Lucarelli: Der schwärzeste Winter
verfasst am 28.10.2021 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Lucarelli, Carlo
Genre:
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Über den Autor:
Carlo Lucarelli wurde als Sohn eines Arztes am 26. Oktober 1960 in Parma, Italien geboren und lebt mittlerweile in Bologna. Er studierte Literatur und Theater. Seine Abschlussarbeit schrieb er über die Zeit des Faschismus und der Nachkriegszeit. Der Hobbykoch ist auch als Drehbuchautor, Fernsehmoderator und Regisseur tätig.  Übersetzt wurde das Buch von Karin Fleischhanderl.

Über das Buch:
Das erste Buch der Commisario De Luca-Reihe erschien im Jahr 1990 unter dem Titel: „Freie Hand für De Luca“. „Der schwärzeste Winter“ ist der sechste Band der  Serie und spielt im Jahr 1944 in Bologna.

Die Stadt Bologna erlebt einen eisigen Winter. Seine Bewohner leiden unter der extremen Kälte und anhaltenden Bombardierungen. Die schwarze Brigade, die SS und die Wehrmacht machen Jagd auf Partisanen.

Im ersten Kapitel, „Die Morde“ erzählt Lucarelli davon, wie Kommissar De Luca die drei Toten findet.

Als De Luca, der für die Staatspolizei arbeitet, am Fundort der ersten Leiche eintraf, waren noch zwei weitere Personen vor Ort: der Kommissar der Kriminalpolizei Santi  und der Polizisten Maresciallo. Die Leiche war mit dem Rücken an einer Säule gelehnt, die Knie waren angezogen während die Füße die gegenüberliegende Säule berührten. De Luca öffnete den Mantel des Toten und steckte ihm einen Zettel in die Innentasche des Mantels. Danach bat er Kommissar Santi, die Papiere der Leiche sicherzustellen. Als Maresciallo die Leiche untersuchte, fand er eine Geldbörse ohne Geld und das gefaltete Blatt. Bei dem Toten handelte es sich um Francesco Tagliaferri, einem Ingenieur. Als Santi das Blatt öffnete, standen darauf die Worte „So verrecken die Faschisten“. Somit war das Ganze ein Fall für De Luca, da es so aussah, als ob der Tote von den Partisanen erschlagen worden war.

Kurz darauf fand De Luca eine zweite Leiche, die erschossen worden war. „Der Tote hatte keine Nase mehr, keine Ohren und keine Lippen, und in dem dunkelblauen Loch des Mundes war auch keine Zunge mehr, auch die Augenhöhlen waren leer.“ S. 20

Er entdeckte an ihr eine runde Tätowierung in Form eines O. Es war die Blutgruppe, die sich die Mitglieder der SS unter die Achsel tätowieren ließ. Der Tote war also ein Deutscher.

Die dritte Leiche lag auf Stufen. Der Körper war verrenkt wie eine Spirale, anstelle des Auges klaffte ein Loch. Bei diesem Toten handelte es sich um Franco Maria Brullo, einem Universitätsprofessor der medizinischen Fakultät.

Alle drei Leichen wurden innerhalb der Sperrzone aufgefunden. Kommissar De Luca soll nun für drei Auftraggeber ermitteln: für die Faschisten, die Nazis und die Kollegen des geheimen „antifaschistischen Polizeipräsidiums“. Seine Recherchearbeit gestaltet sich schwierig und er kämpft mit Gewissensbissen.

Ich fand den Roman bedrückend, brutal und verwirrend. Mir waren die Geschehnisse und Lebensbedingungen in Italien während des Zweiten Weltkriegs unter dem Einfluss von Faschismus und Nationalsozialismus unbekannt. So war mir neu, dass das Zentrum Bolognas voller Evakuierter vom Land war, die alle ihre Tiere mitbrachten. So glich die Innenstadt einem Bauernhof.

Lucarelli verzichtet bei der wörtlichen Rede auf Satzzeichen. Immerhin kennzeichnet er sie aber mit einem Bindestrich, was vermutlich auch dem Lektorat oder der Übersetzerin zu verdanken ist. Er schreibt sehr nüchtern und klar. Er schafft es mit wenigen Worten, viel Inhalt zu transportieren.

Die Geschichte hinter den drei Morden ist recht kompliziert und ich blickte am Anfang schwer durch. Im Laufe der Zeit kommt man aber immer besser in die Geschichte rein und es ergibt sich ein klareres Bild.

Alles in allem kein Roman für schwache Nerven, weil er eben auch sehr realistisch wirkt und historisch gut recherchiert ist. Ein düsterer Stoff, der jetzt sehr gut in die Jahreszeit passt!

Die Commisario De Luca Reihe:
1. Band: „Freie Hand für De Luca“ (1990)
2. Band: „Der trübe Sommer“ (1991)
3. Band: „Der rote Sonntag“ (1996)
4. Band: „Italienische Intrige“ (2017)
5. Band: „Hundechristus“ (2018)
6. Band: „Der schwärzeste Winter“ (2020)




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