Hillary Rodham Clinton, Louise Penny : State of Terror
Autorin/Autor: Clinton, Hillary Rodham
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Die Außenministerin heißt Ellen Adams; auf wessen Erfahrungen die Beschreibung ihrer Arbeit basiert, liegt auf der Hand, hat Hillary Clinton doch vier Jahre lang selbst als Außenministerin in den Jahren 2009 – 2013 unter Barack Obama gearbeitet.
Das Szenario ist jedoch ein andres: Der unfähige und kriminelle Präsident Eric Dunn (wer wohl kann das sein?) ist abgewählt, sein Nachfolger Douglas Williams ist im Amt und die neue Außenministerin repräsentiert ein Land, das ganz weit unten in der Wertschätzung der Welt angekommen ist.
Terror und Rache sind die Themen und die durch die unfähige und korrupte Regierung von Eric Dunn getroffenen Entscheidungen sind die Grundlage der Ereignisse. Denn einerseits beschreibt Hillary Clinton die nach den vier Katastrophenjahren Trumps … Verzeihung, natürlich meine ich Dunns … intellektuell und fachlich ausgehöhlte Administration und Geheimdienste, in denen statt Fachleuten oft noch die Günstlinge des Ex-Präsidenten sitzen. Andererseits kamen eben auch jede Menge korrupter und extremer Rechter in wichtige Positionen, die unter dem Deckmantel des Patriotismus alle Mittel, bis hin zum Terrorismus, ergreifen, um ihre Macht zu sichern.
Wem kann man vertrauen, das ist die wesentliche Frage, wer arbeitet für seine eigene Agenda und wer steht auf der Seite der Demokratie und der gewählten Regierung?
Schon kurz nach dem Amtsantritt der neuen Regierung wird Europa durch drei Bombenanschläge mit hunderten von Toten aus einer trügerischen Phase der Ruhe gerissen. Niemand hatte eine Warnung erhalten, kein Geheimdienst hatte auch nur den kleinsten Hinweis darauf. Als die ersten Ergebnisse der Ermittlungen bekannt werden, findet sich die Außenministerin plötzlich direkt inmitten des Geschehens wieder. Denn Adams‘ Sohn Gil war in einem der Busse, jenem, der in Frankfurt in die Luft gejagt worden war.
Wenn nun rasches Handel vonnöten ist, so müssen zuerst die gegenseitigen Ressentiments zwischen dem Präsidenten und der Außenministerin ausgeräumt werden. Die beiden verbindet seit Jahren eine erbitte Abneigung gegeneinander, die Berufung Ellen Adams‘ als Außenministerin war die große Überraschung der Regierungsbildung. Gegenseitigen Misstrauen zwischen diesen beiden Repräsentanten der USA zieht sich dann auch lange durch die Handlung, nun in der gemeinsamen Verantwortung finden die beiden eine, wenn auch nicht sehr stabile, Arbeitsbasis
Ihre Reise nach Frankfurt ist der Auftakt zu einer Odyssee durch den Nahen Osten, während der die Außenministerin mit Härte und List Vorhaltungen mit den Regierungen des Irans, von Pakistan und Russland führt.
Nach Bill, der schon zwei Thrillern seinen Namen als Autor mitgegeben hat, ist nun Hillary dran, ihr Wissen über die US-Politik und über internationale Verwicklungen in einen Thriller zu verpacken. Und gleich einmal sei so viel gesagt: mit „State of Terror“ überflügelt sie „Die Tochter des Präsident“ (erschienen im Juli dieses Jahres) ganz eindeutig.
Zwar sind beide Romane sehr routiniert geschriebene Politthriller, doch sichtlich (jedenfalls nach meiner Einschätzung) hat sich Hillary mit der kanadischen Schriftstellerin Lousie Penny die bessere Schreibpartnerin ausgewählt. Denn anders als bei James Patterson (Bills Schreib-Co) ist Penny eine begabte Schriftstellerin, die nicht nur Hau-Drauf-Action schreiben kann, sondern differenziertere Porträts ihrer Protagonisten und vielschichtige Handlungsstränge entwickelt.
Neben der erwartbaren handwerklichen Professionalität bietet der Roman jedoch noch weitaus mehr.
Da ist der Einblick in die Diplomatie, in der das, was nach außen hin so klar als Gegner oder Verbündeter erscheint, im persönlichen Gespräch und im tatsächlichen Handeln dann gänzlich anders sein kann. Hillary Clinton spricht auch ganz klar die despotische Herrschaft in Russland an, die einzig auf Machterhaltung und Geldvermehrung des Präsidenten ausgerichtet ist.
Der zentrale Aspekt der Handlung ist, findet sich aber nicht irgendwo draußen in der Welt, irgendwo in den bekannten Terroristenzentren in Asien oder Afrika, sondern im eigenen Land. Zu lesen ist, wie in Folge der vier Regierungsjahre Dunns die extreme Rechte zu ungeahnter Größe aufsteigen konnte, wie deren Vertreter unerkannt weit in die Verwaltung und die Regierung des Landes eindringen konnten und weshalb die größte Terrorgefahr nicht von außerhalb kommt, sondern aus dem Inneren.
Spannender Lesestoff, viel Insiderwissen!
PS: Louise Penny bringt übrigens auch ihren eigenen Serienkommissar Inspector Gamaches in die Handlung ein.