Wolfgang Burger: Am Ende des Zorns
Ein Fall für Alexander Gerlach (18)
Autorin/Autor: Burger, Wolfgang
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Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Die Tage vor Weihnachten: Hektik, dicht bevölkerte Einkaufsstraßen, Prime-time für Taschendiebe; aber auch Zeit der Depression, der Einsamkeit, der fatalen Entscheidungen. Bei der Polizei kann die Vorweihnachtszeit also durchaus das genaue Gegenteil von beschaulich sein, denn dort läuft zusammen, was durch den Rost der Wohlfühlgesellschaft fällt.
So auch jetzt: Der Tote im See: was zunächst aussieht wie ein Selbstmord stellt sich nach der Auswertung der Spuren vom Tatort als Mord heraus. Und das Mädchen, das Alexander Gerlach innerhalb weniger Tag gleich mehrmals über den Weg läuft, ist Marie, die Toter des Toten, wie sich bald herausstellt. Was ist geschehen, warum wurde Helge Gerstner erschossen und warum streift Marie, seine neunjährige Tochter ganz alleine in der Stadt herum und versucht mit kleinen Diebstählen zu Geld zu kommen? Die Lösung, so scheint es, liegt in der Familiengeschichte der Gerstners vergraben, doch es ist gar nicht so einfach dazu etwas in Erfahrung zu bringen. Helge ist, polizeilich betrachtet, ein völlig unbeschriebenes Blatt und Tanja, seine Frau, schon vor längerer Zeit einfach spurlos verschwunden.
Unzählige Gespräche, an vielen Türen klopfen, jede Menge leere Kilometer. Weil es an konkreten Anknüpfungspunkten fehlt, ist für die Heidelberger Kripo zunächst einmal vor allem Routinearbeit angesagt. Langsam entsteht daraus ein Bild über das Mordopfer und sein Leben, viel kleine Informationen sorgen dafür, dass diese Bild immer schärfer wird. Wie Alexander Gerlach und seine Leute sich Schritt für Schritt voran arbeiten, mag vielleicht eintönig klingen, ist aber in diesem Roman tatsächlich eine spannungsvolle Angelegenheit und verrät einiges über die oft mühselige Aufklärungsarbeit der Polizei.
Weil die Ermittlungen nur wenige Tage vor Weihnachten einsetzen, verhindert zudem ein weiteres Problem schnellere Fortschritte: Sowohl bei der Polizei als auch unter den als Kontakten ermittelten Personen sind viele einfach nicht erreichbar, auf Urlaub in den Bergen oder am Meer.
Um Weihnachten geht es auch bei der, in Gerlach-Krimis unverzichtbaren, Homestory. Dabei findet sogar eine richtig schöne Weihnachtsgeschichte den Weg in den Krimi, mit Gerlach, seinen Zwillingstöchtern Sophie und Louise und mit der kleinen Marie als Hauptpersonen. Abgesehen davon herrscht aber auch in der Familie Gerlach nicht nur Weihnachtsfrieden, es kommt zu einigen turbulenten Zwischenfällen und sehr unerwarteten Entwicklungen.
Über weite Strecken ist „Am Ende des Zorns“ ein zwar ruhiger, aber durchaus packender Krimi. Gegen Ende aber überschlagen sich die Ereignisse, wobei mit dem Wort „überschlagen“ nicht unbedingt eine Verbesserung gemeint ist. Das letzte Viertel des Romanes birgt – soll es zum Ausgleich für den ruhigen Beginn sein? – für meinen Geschmack zu viel an Action, einiges davon auch etwas zu realitätsfern.
Insgesamt aber liefert dieser 18. Band der Alexander-Gerlach Reihe wieder eine vergnügliche und über weite Strecken spannende Geschichte und ist selbstverständlich ein MUSS für alle, die – so wie ich – schon von Anfang an als Fans dabei sind :-)