Buchbesprechung/Rezension:

Constanze Scheib: Der Würger von Hietzing
Die gnä’ Frau ermittelt (1)

Der Würger von Hietzing
verfasst am 03.01.2022 | 1 Kommentar

Autorin/Autor: Scheib, Constanze
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[Gesamt: 1 Durchschnitt: 5]

Die gnädige Frau Helene Ehrenstein lässt sich, den Umständen ihrer Ehe und den sich daraus ergebenden Verpflichtungen folgend, mehr oder weniger uninspiriert und gelangweilt durch die Tage treiben.

Das Hauspersonal verweigert der Hausherrin jede Tätigkeit im Hause und außerhalb gibt es, abgesehen von den regelmäßigen Treffen mit Freundinnen, auch nichts Spannendes zu tun. Nur mit der erst kürzlich eingestellten Marie hat sie wenigstens eine gelegentliche Gesprächspartnerin gefunden – ansonsten lebt es sich meist einsam im Haus, weil Ehemann und halbwüchsiger Sohn meistens außerhäusig beschäftigt sind, der Ehemann dazu noch andere Interessen als die an seiner eigenen Angetrauten hat.

Kein schöner Anlass, aber immerhin einer, rüttelt dann gehörig an den Tagesroutinen von Frau Ehrenstein: Die Tante des zweiten Hausmädchens wurde Opfer eines Mordes; nicht das erste Opfer, wie man festgestellt, denn im Umkreis des Hauses Ehrenfeld, dort wo in Hietzing die alten Villen stehen, treibt sich anscheinend seit Monaten ein Serienmörder herum; schon fünf ältere Damen wurde dahin gemeuchelt.

Helene Ehrenstein denkt an Miss Marple und beschließt, der anscheinend sehr nachlässigen Polizei durch eigene Ermittlungen unter die Arme zu greifen. Was sie aber nicht bedachte hatte, war, dass man zwecks Detektivarbeit auch einmal aus dem eigenen Milieu herauskommen muss. Also, auf was für Leute man da trifft … da prallen Welten aneinander, es ist ein wahrhaftiger Kulturschock …

Es spielt sich alles rund um die Karl-Schranz-Hysterie im Jahr 1972 ab. Dazu passen die gesellschaftlichen Zustände zwischen verstaubt (Frau daheim, Mann Generaldirektor) und Spät-68er (Revoluzzer gegen das Establishment), ein bisserl was aus der guten alten Monarchie schwingt immer noch mit, nur heißt der Kaiser jetzt Bruno Kreisky, der Wolferl Ambros singt vom Hofer, ganze zwei (2) Fernsehkanäle stehen zur Auswahl und es fahren noch die alten Holz-Straßenbankwaggons herum. Dazu noch – wer kann sich nicht daran erinnern – die Klick-Klack-Kugeln (an denen ich immer gescheitert bin)! Man wird nostalgische Gefühle bekommen.

Am Ende ist es auch noch eine echte Naturkatastrophe (die gab es wirklich), die bei der Lösung des Falles eine wichtige Rolle spielt.

Ein richtiger Wien-Krimi, in dem die Hauptdarstellerinnen und Hauptdarsteller ihre Hauptstadtwurzeln nicht verleugnen. Was mir dabei wirklich gut gefällt, das ist die Art und Weise, wie Constanze Scheib das Wienerische in die Handlung einbringt. Das hat gar nichts von gekünsteltem Dialekt (wie ich es schon viel zu oft in anderen Wien-Krimis gelesen habe), sondern typische Ausdrücke und Redeweisen der Wienerinnen und Wiener mengen sich ganz selbstverständlich in die ansonsten auf hochdeutsch geführten Dialoge. Und, wenn man genau hinliest, ist auch  das leichte Hietzinger Näseln zu vernehmen :-). Alles das mag ich sehr!

Wobei mir z. B. der Begriff „Aluweckerl“ neu ist – aber ich trink ja kein Bier, schon gar nicht aus der Dose.

Alles in allem ein leichtfüßiger Lesestoff, der nicht im Magen liegt; und zum Schmunzeln ist immer etwas dabei. Die Gnä’Frau wird wohl demnächst wieder in den Buchhandlungen vorbeikommen und ein weiteres Verbrechen aufklären! Da lese ich dann sich wieder mit …




Ein Kommentar

  • doris stratmann sagt:

    Selten so einen amüsanten, bisweilen skurrilen, Krimi gelesen. Die Autorin beschreibt die wiener Szene, inkl. Schicki-Micki Gesellschaft, recht anschaulich, manchmal etwas überspitzt, aber durchaus liebenswert. Sogar die Strizzis kommen gar nicht so schlecht weg. Ein spaßiges, trotz wiener Dialekt, leicht lesbares Buch. Passend für jede Jahreszeit, hebt eine eventuell nicht so gute Laune und lässt einen dann und wann auch schmunzeln.

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