Buchbesprechung/Rezension:

Jens Balzer: High Energy
Die Achtziger - das pulsierende Jahrzehnt

Jens Balzer: High Energy
verfasst am 01.01.2022 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Balzer, Jens
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
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Blicke ich heute auf die 1980er-Jahre zurück, dann wirken sie einerseits unglaublich nahe und andererseits doch weit in der Vergangenheit. Nahe, weil die Bilder aus diesem Jahrzehnt noch so präsent sind, fern, weil das Leben heute so ganz anders verläuft als vor diesen 30-40 Jahren.

Beides lässt sich in „High Energy“ erleben: Erinnerungen, die wirken als wäre das Beschriebene eben erst passiert. Ob es das Video zu „Thriller“ von Michael Jackson ist, die ersten Video-Spiele (auch wenn sie nun so unglaublich veraltet wirken), Schulterpolster so breit, dass die Trägerinnen und Träger kaum durch schmale Türen gehen konnten.

Ferne ist hingegen das Gefühl, dass nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nur die Welt in eine besser Zukunft unterwegs wäre, fern sind die damals neuesten Errungenschaften wie Walkman oder Videorekorder. Und wie viel Zeit vergangen ist weiß man, wenn man vergleicht, wie die damals neu aufgekommenen Mobiltelefone aussahen und funktionierten, wie die Welt seit damals unter dem Einfluss der Menschheit gelitten hat, wie es die neu als politische Kraft aufkommenden Grünen nichts an der Zerstörung der Umwelt ändern konnten, oder wie die Nachfolger der damals so hippen Yuppies  in den vergangenen Jahrzehnten mit zügellosen Spekulationen mehrfach die Steuerzahler für die eigenen Fehler zahlen ließen.

Eine Pandemie gab es auch in den 1980ern: AIDS. Wie sehr sich doch die Zeiten auch im Hinblick auf die Medizin geändert haben, als die Menschen sich freuten, als es endlich Medikamente gegen das Fortschreiten dieser Krankheit gab, während heute irgendwelche Dummköpfe sich sogar radikalisieren, weil sie glauben, das Medizin für irgendwelche Verschwörungen missbraucht wird.

Die 1980er waren ein Jahrzehnt, das unglaublich viele Veränderungen mit sich brachte und in dem die Grundlage für viele unsere heutigen Lebensumstände gelegt wurde. In einem einzelnen Buch bringt man so etwas nicht unter, weshalb Jens Balzer – natürlich – eine Auswahl treffen musste. Herausgekommen ist eine Zusammenstellung jener Ereignisse, Dinge, Entwicklungen, die dem Autor persönlich als wichtig erscheinen. Eine Auswahl, die für jemand anders wahrscheinlich anders aussehen würde, weshalb mir auch vieles aus jener Zeit fehlt.

Jens Balzer beschreibt diese seine Schwerpunkte indes sehr detailreich, manchmal zu detailreich: Die Handlungen von Videos oder Filmen über Seiten nachzuerzählen hätte nicht sein müssen.

Wie schon in seinem Buch über die 1970er finde ich zwar vieles unglaublich interessant und vieles taucht beim Lesen aus der eigenen Erinnerung wieder auf. Aber ich glaube nicht, dass er mit diesem Buch das Gefühl für die 1980er jemandem vermitteln kann, der selbst nicht dabei war. Dazu fehlt es an der Atmosphäre.

Was aus unter anderem auch noch aus den 1980ern blieb (es war viel mehr, aber das fällt mir nach dem Lesen als Erstes ein): die Energy-Drink-Dosen, die zwar Flügel verleihen sollen, aber die Konsumenten doch so schwächen, dass sie die leeren Dosen oft nicht bis zur nächsten Mülltonne tragen können: Und der Neoliberalismus, der durch Margret Thatcher und Ronald Reagan in den 1980er zur Religion erhoben wurde und seither dafür sorgt, dass weltweit die Einkommen und Vermögen immer ungleich verteilt sind. Über die Anfänge zu beidem lässt sich im Buch einiges nachlesen.




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