Buchbesprechung/Rezension:

Cay Rademacher: Geheimnisvolle Garrigue
Ein Provence-Krimi mit Capitaine Roger Blanc (9)

Geheimnisvolle Garrigue
verfasst am 17.05.2022 | 1 Kommentar

Autorin/Autor: Rademacher, Cay
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[Gesamt: 1 Durchschnitt: 5]

Eine junge Frau verschwindet und Ort und Spuren erinnern an einen mehr als zwanzig Jahre zurückliegenden Fall, als innerhalb kurzer Zeit gleich vier jungen Frauen verschwanden. Nichts, rein gar nichts wurde jemals von ihnen gefunden, außer von jeder ein linker Schuh.

So einen Schuh findet Roger Blanc auch jetzt und er gehört Laetitia Fabre, der verschwundenen Frau.

Damals rief dieser Fall ein enormes Echo in den Medien hervor und verunsicherte die Menschen. Sogar einen Namen bekam verliehen: als “Disparues du Rove” – die Verschwundenen von Rove kennen die älteren Leute diese unheimliche Serie.

Orte des Geschehens sind der Étang de Berre, eine Bucht in der Nähe von Marseille und der verfallene Tunnel du Rove. Cay Rademacher schreibt, wie immer in der Roger-Blanc-Reihe, nicht nur einen Krimi, sondern betätigt sich auch als Fremdenführer durch seine südfranzösische Wahlheimat.

Die Handlung des Romanes ist Anfang des Jahres 2020 angesiedelt: Ein Virus mit dem Namen Covid-19 beginnt über unser Leben zu bestimmen. Die Geschichte spielt genau zur Zeit des ersten Lockdowns, ist also auch eine Erinnerung an die Zustände: die ausgestorbenen Straßen, vielen haben Angst, überhaupt das Haus zu verlassen, die Betriebe sind geschlossen. Zwei Jahre ist das her und noch immer müssen wir uns von dieser Pandemie einen Teil unseres Lebens diktieren lassen; wenn auch nach Impfstoffen, Medikamenten und mildere Varianten ein Gewöhnungseffekt eingetreten ist.

Da also die Menschen in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind, herrscht an diesen Tagen eine beinahe unheimliche Ruhe. Daran kann ich mich noch sehr lebhaft erinnern, darin unterschied sich Frankreich nicht von den Verhältnissen während der Lockdowns bei uns: WC-Papier wurde gehortet, Hände wurden andauernd gewaschen (aber nicht geschüttelt), Masken waren Mangelware, ebenso wie Desinfektionsmittel.

Nur einige Berufsgruppen, darunter natürlich auch die Polizei, dürfen sich frei bewegen. Überall Straßensperren, die meisten Polizistinnen sind dafür eingeteilt, die Ausgangssperren zu überwachen, und wer sich im Freien aufhält, muss immer mit einer Kontrolle rechnen, denn nur aus wenigen erlaubten Gründen darf man draußen unterwegs sein. 

So sollte es für die Polizei doch einfacher sein, den Fall aufzuklären? Oder liegt in genau diesem Umstand auch schon die Lösung?

Bei der Ermittlung ergeben sich bald Verbindungen zwischen den alten Fällen und dem neuen. Skeptisch wegen der allzu vielen Zufälle sind Blanc und sein kleines Team auf der Suche nach Gemeinsamkeiten. Bald finden sich Überschneidungen bei Personen, die heute vom Verschwinden der jungen Frau betroffen sind und die auch vor 23 Jahren schon in den Ermittlungsakten erwähnt wurden.

Cay Rademacher lässt in seiner Erzählung kleine Lücken, wenn bei Ergebnissen der Ermittlungsarbeit immer etwas unklar zu bleiben scheint, wenn es immer etwas gibt, das anscheinend nicht dazu passt. Beinahe gewinnt man den Eindruck, als ob es da eine Person gibt, die die Arbeit der Polizei in eine bestimmte Richtung lenken möchte: ist der Täter von damals wieder aufgetaucht? Ahmt jemand diese alten Verbrechen nach?

Spannende Krimistory trifft auf ein uns allen bekanntes Geschehen. Daraus macht Cay Rademacher so etwas wie eine kleine Chronik der Ereignisse in den ersten Monaten des Jahres 2020, beschreibt, wie die Welt mit einem Mal zum Stillstand kam; so war es und so können wir uns alle an diese Zeit erinnern.

Der Fall der verschwundenen Frauen ist ein wirklich sehr empfehlenswerter Roman, der sehr geschickt Realität und Fiktion miteinander verbindet. Bin sehr begeistert, dass auch der neunte Krimi der Roger-Blanc-Reihe so ausgesprochen gut gelungen ist!




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