Buchbesprechung/Rezension:

Joël Dicker: Die letzten Tage unserer Väter

Joël Dicker: Die letzten Tage unserer Väter
verfasst am 07.05.2022 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Dicker, Joël
Genre:
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Dieser erste Roman von Joël Dicker, im Original erschienen im Jahr 2010, ist so völlig anders als seine späteren Erfolge – man können meinen, er wäre von einem anderen Autor geschrieben. Der Inhalt ist keine reine Fiktion, sondern eine fiktionale Beschreibung von Vorgängen, die sich so oder ähnlich abgespielt haben könnten.

Zurück in das Jahr 1940: der junge Franzose Paul-Emile verlässt Paris, die Deutschen haben soeben Frankreich besetzt. Zurück lässt er seinen Vater, mit dem ihn ein besonders inniges Verhältnis verbindet. Paul-Emile meldet sich in London freiwillig zum Dienst in einer neu gegründeten Geheimorganisation: der SOE, die in den von den Deutschen besetzten Gebieten die örtlichen Untergrundorganisationen ausbilden und unterstützen soll.

Mit Paul-Emile treten Freiwillige aus allen Ländern Europas in den Dienst der SOE. Die Ausbildung ist hart und nur wenige schaffen es, am Ende tatsächlich in den aktiven Dienst der Organisation übernommen zu werden. Paul-Emile, er wird nur kurz „Pal“ genannt, übersteht mit  sieben Mitstreitern und einer Mitstreiterin, Laura, die Ausbildung – neun junge Menschen, die in diesen Wochen der gemeinsamen Anstrengung zu ganz besonderen Freunden wurden. 

Der Roman beginnt beinahe spröde, das Lesen ist mühevoll, als ob der Autor gar keinen Wert darauf legte, dass man erfährt, was er schreibt. Seite für Seite ändert sich aber dieses Gefühl, wenn man Pal und seine Freunde besser kennenlernt, wenn man von ihren Wünschen und Hoffnungen liest, wenn man verfolgt, wie sie ihre Aufträge ausführen.

Pal und Laura werden ein Paar. Ihre Aufträge führen sie immer an unterschiedliche Orte in Europa, wochenlang, monatelang bleiben sie ohne Nachricht voreinander. Auch zu den anderen Freunden gibt es in der Zeit der Einsätze keine Verbindung, immer bleibt die Unsicherheit, wer noch am Leben ist. In London finden sie eine Wohnung, in die alle zurückkommen können, in der sie wenigstens für ein paar Tage so tun können, als ob es den Krieg nicht gibt.

Nicht alle überleben, bald schon fehlt jemand.

War der Text am Anfang spröde und abweisend, so wird er immer intensiver, emotionaler. Joël Dicker gelingt es, ein beinahe körperlich spürbares Gefühl dafür zu erzeugen, wie es ist, in so einem Krieg jeden Tag mit dem eigenen Tod rechnen zu müssen, wie es ist, sich um Freunde zu sorgen, wie es ist, von einer Zukunft in Frieden zu träumen ohne zu wissen, ob man sie jemals erleben wird.

Es gibt viele Abschnitte, die so traurig oder so gefühlvoll sind, dass es leicht möglich ist, dass man selbst mit den Tränen kämpfen muss. Mir jedenfalls ist es so ergangen.

Spannend, einen ganz anderen Autor kennenzulernen, als den, der Joël Dicker später wurde. Dieser erste Roman ist weitaus weniger auf Bestseller getrimmt, als seine späteren, obwohl auch „Die letzten Tage unserer Väter“ zu einem richtigen Pageturner wird, den man nicht zur Seite legen kann.




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