Stacy Willingham: Das siebte Mädchen
Autorin/Autor: Willingham, Stacy
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Die Spannung gleitet richtiggehend in diesen Thriller hinein, sie ist auch schon da, als man es noch gar nicht bemerkt hat.
Von Anfang an schwingt im Untergrund etwas mit, das Spannung verspricht, ohne dass man zunächst weiß, worum es sich handelt. Ganz wie die Szene aus dem „Weißen Hai“ (mit dem berühmten Intro-Jingle) in der man an der Oberfläche außer ein paar kleinen Wellen nichts erkennen kann, unter der Oberfläche aber etwas Unheilvolles heranbraust.
Es ist der Anfang einer Story, die sofort und dann bis zum Ende fesselt.
Je mehr man von Chloe Davis Leben erfährt, desto mehr kann man sich in einen Menschen hineinversetzten, in dessen eigener Familie ein monströses Verbrechen geschah. Chloes Vater ermordete sechs junge Frauen, Taten, die er später gestand. Da war Chloe zwölf Jahre alt. Chloes Mutter versuchte sich das Leben zu nehmen, als sie erkennen musste, dass sich mit einem Serienmörder zusammenlebte und ist seither ein Pflegefall. Einzig Chloes älterer Bruder Cooper verbliebt als Familie. Die beiden Geschwister sind auch jetzt, zwanzig Jahre später, innigst verbunden. Für Missstimmung zwischen den beiden sorgt nur Daniel, Chloes Verlobter, dem Cooper nicht traut.
Die Hochzeit ist geplant, die perfekte Location ist gefunden, als es wieder geschieht. In Chloes Umfeld verschwinden wieder junge Frauen und viele Details erinnern an die Taten ihres Vaters. Der kann es aber nicht gewesen sein, denn er sitzt bis zu seinem Lebensende im Gefängnis. Ein Umstand aber unterscheidet sich ganz wesentlich von den Morden von Chloes Vater: Die Leichen damals wurden nie gefunden, die Leichen heute werden dagegen ganz offen abgelegt.
Chloe ist inzwischen als Psychologin tätig, wohl auch, weil sie mit dem, was sie im Studium lernte, ihre eigenen Ängste zu bewältigen hofft. Die neuen Ereignisse lassen aber für sie die Grenzen verschwimmen, lassen sie zweifeln, ob sie aus ihren Beobachtungen und Entdeckungen die richtigen Schlüsse zieht, oder ob ihre eigenen Erinnerungen ihr den klaren Blick auf die Realität verstellen. Ist es möglich, dass der Mörder ihr selbst ganz nahe ist?
Positiv empfinde ich, dass es zwar einige Morde gibt, dass aber Gewalt oder explizite Szenen keinen Platz im Roman haben. Es dreht sich eben alles nur diese verborgenen Vorgänge, die sich aus der Tiefe nähern. Verbunden mit der Betrachtung von Chloes Gedanken und Ängsten macht das in Summe eine wirklich fesselnde Story.
Durch alle Wendungen hindurch bleibt es dabei, dass ich so etwas wie ein erwartungsvolles Kribbeln im Bauch spüre, wenn vieles unklar bleibt, dabei eines immer klar scheint: Das Offensichtliche oder Naheliegende ist nicht die Lösung; möglicherweise.
Für einen Debütroman ist „Das siebte Mädchen“ wirklich überzeugend und wirkt auf mich zugleich sehr routiniert geschrieben. In dem Sinne, dann sehr oft genau die richtigen Schalter umgelegt werden, um etwa Neues in die Handlung einzubringen, das dann dort auch genau am richtige Platz ist.
Dieses „Auf-den-Punkt-Bringen“ ist wohl auch Stacy Willinghams ursprünglicher Tätigkeit als Werbetexterin zu verdanken – wo, wenn nicht dort, muss alles zur richtigen Zeit am richtigen Ort gesagt werden.