Buchbesprechung/Rezension:

Malla Nunn: Ist die Erde hart

Ist die Erde hart
verfasst am 07.09.2022 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Nunn, Malla
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Wir begleiten Adele durch ihr junges Leben in Swasiland. Sie, ihren von Asthma geplagten kleinen Bruder Rian und ihre Mutter. Adele ist sechzehn, ihren Vater sieht sie nur, wenn der hin und wieder zu Besuch kommt. Das sind die Stunden, die ihre Mutter immer voller Vorfreude erwartet, denn der Vater ist der, der für sie alle sorgt und dem sie alle am Herzen liegen.

Eine richtige Familie werden sie nie werden, denn der Vater ist ein Weißer, sie alle sind Mischlinge. Das sind einfach zwei Welten, die man auf Dauern nicht verbinden kann. Aber immerhin kümmert sich Vater um Adeles Familie, wo er doch auch eine andere, eine weiße Familie in Johannesburg hat. So sehr kümmert er sich, dass Adeles Familie ein besseres Leben als die meisten Nachbarn in Manzini, der Hauptstadt, führen kann. Von Wohlstand mag man nicht sprechen, aber es fehlten ihnen an nichts.

Doch dieser Lebensstil reicht aus, gemeinsam mit dem Umstand, dass der Vater der Kinder ein Weißer ist, dass der Familie Misstrauen und Missgunst entgegengebracht werden.

Adele ist sechzehn Jahre alt und besucht die Highschool. Ein Ort, der, für sich betrachtet, in vielem sehr ähnlich einer Schule in unseren Breitengraden ist, jedenfalls dann, wenn man die Maßstäbe in der Erziehungen vor 30, 40 Jahren heranzieht. Die Cliquen, die Angehimmelten, die unnahbaren Älteren, die Jüngeren, die sich freuen, bald zu den Älteren zu gehören. Ein Ort an dem sich schon die jungen und jüngsten sich in althergebrachtem Klassendenken üben. Es findet sich immer jemand, auf den man herabschauen kann, und immer jemand, dessen Status man auch selbst erreichen möchte. Dabei sind sie alle hier die Nachkommen von Menschen aus aller Herren Länder und verschiedenster Gesellschaftsschichten.

Doch es ist Südafrika und deshalb kommt zu dem, was man auch bei uns miterleben könnte noch die Abgrenzung der Menschen nach deren Hautfarbe. Das Internat ist ein Kosmos für sich, sobald man aber die Grenze zum Umland überschreitet, müssen die farbigen Mädchen und Burschen achtsam sein, nicht einem Weißen mit einem Gewehr über den Weg zu laufen

Die Träume aber, die Pläne, die Ängste und die Hoffnungen: die sind bei allen gleich, ganz egal, wie die jeweils anderen einen sehen.

Von Malla Nunn habe ich bislang nur die Krimis mit Detective Emmanuel Cooper gelesen, die in den 1950ern, spielen – in der Zeit also, in der die Apartheid zur Staatsdoktrin Südafrikas wurde.

Dieser Roman ist etwas später angesiedelt, ist kein Krimi, aber zumindest genauso fesselnd. Das Leben von Adele und ihrer neuen Freundin Lottie wird unglaublich wirklichkeitsnah beschrieben. Wie die Tage im Internat verplant sind, wie es stets gilt, den richtigen Weg zwischen den Regeln der Schule und der Eigenständigkeit von Teenagern zu finden, wie sich in diesem Schuljahr die Perspektive Adeles ändert. Veränderungen, die aus ihrer zunächst noch kindlichen Sicht wie der Weltuntergang wirken, stellen sich aus ihrer späteren Sicht als wichtige Weichenstellungen für die Zukunft heraus. Man kann also Adele gewissermaßen beim älter werden begleiten und sieht, wie ihre Moralvorstellungen eine neue Richtung nehmen.

Der Roman ist, wie Malla Nunn im Nachwort schreibt, die Nacherzählung der Geschichte ihrer Mutter und ihrer Tante.

Und man spürt tatsächlich in jeder Zeile, wie persönlich die Erzählung ist und man lässt sich davon bereitwillig einfangen. „Ist die Erde hart“ zählt ganz eindeutig zu meinen Favoriten des Jahres 2022




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