Edgar-Pierre Jacobs: Blake und Mortimer - Der Kampf um die Welt
Autorin/Autor: Jacobs, Edgar-Pierre
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Als der belgische Comic-Zeichner Edgar-Pierre Jacobs Ende der 1940er-Jahre „Blake & Mortimer“ erfand, war die Welt einerseits noch immer dabei, die Folgen des 2. Weltkrieges zu verarbeiten, während sich andererseits der Kalte Krieg und damit die Furcht vor einer gewaltsamen Expansion des Kommunismus als neue Bedrohung manifestierten.
Vor diesem Hintergrund muss man diesen Comic verstehen.
Francis Blake ist Agent des Geheimdiensten MI5 und Philip Mortimer ist Atomphysiker – die beiden sind eng befreundet und bilden miteinander ein Duo in einer Mischung aus Indiana Jones und James Bond. Ihre Abenteuer erleben sie im Auftrag des Britischen Empire, das damals noch immer im Selbstverständnis lebte, eine Weltmacht zu sein.
Woraus folgt, dass es an den Briten im Allgemeinen und an Blake & Mortimer im Speziellen liegt, die Welt vor dem Bösen zu retten.
Das Böse, das sind in „Der Kampf um die Welt“ die Armeen der „Gelben“. Woraus man auch schon sieht, dass man sich bei Lesen dieser Comic nicht daran stoßen darf, dass viele Begriffe und Formulierungen darin heutzutage nicht mehr verwendet werden bzw. sogar als rassistisch oder abwertend empfunden werden. Die Texte wurden übrigens ganz bewusst nicht „modernisiert“, um gewissermaßen ein Originaleindruck zu erhalten.
Ein Kaiser sitzt im alten Palais in Lhasa in Tibet und dirigiert von dort aus seine Armeen, die bald fast die ganze Welt erobern. Alte Städte werden zerstört, Menschen werden zu Arbeitssklaven gemacht, wer Widerstand leistet, kommt in ein Konzentrationslager oder wird überhaupt gleich ermordet.
Wieder der Blick auf die 1940er und 1950er-Jahre: die Naziherrschaft und die Unmenschlichkeit sind noch präsent, gerade erst werden alle grausamen Details aus den KZs, über den Holocaust und die Verbrechen bekannt. Zugleich bricht in Korea ein neuer Krieg aus, als die Kommunisten unter Führung von Kim Il-sung den Süden der Halbinsel überfallen, unterstützt von China, in dem nun Mao und die Kommunisten die Herrschaft an sich gerissen haben.
Auch wenn man das nicht selbst erlebt hat, so lässt sich doch nachempfinden, wie bedroht sich die Menschen im Westen von der weit im Osten aufkommenden Gefahr gefühlt haben.
Die Geschichte des Comics ist nichts für zimperliche Gemüter, es wird geschossen, bombardiert, gefoltert und Menschen sterben reihenweise. Nachdem „die Gelben“ die Welt mit Vernichtung überzogen haben, organisiert sich bald Widerstand unter der Leitung der Briten. In einem riesigen geheimen Stützpunkt unter dem Meer wird eine Waffe entwickelt, mit deren Hilfe die besetzten Länder wieder ihre Freiheit gewinnen sollen. Die Jagd nach den Plänen dieser Waffe führt Blaken & Mortimer und Colonel Orilk, den Widersacher der beiden und Geheimdienstchef der Gelben, rund um die Welt.
Zwar eine Hau-Drauf Agentengeschichte, die aber zugleich unglaublich viel über die Ängste und düsteren Zukunftsaussichten in der Mitte des 20. Jahrhunderts verrät.