Lisz Hirn: Macht Politik böse?
Zehn Trugschlüsse
Autorin/Autor: Hirn, Lisz
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Britta
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Die Autorin:
Lisz Hirn wurde 1984 geboren und studierte Geisteswissenschaften und Gesang in Graz, Paris, Wien und Kathmandu. Heute ist sie freiberufliche Künstlerin und als Publizistin und Dozentin in der Jugend- und Erwachsenenbildung tätig. Auf ihrer ansprechenden Homepage kann man sich noch detaillierter über ihre
Person und Arbeit informieren: https://www.liszhirn.at
Der Inhalt:
Das Buch beginnt mit einem Vorwort über den Ruf der Politik, der sich vor allem mit Beginn der Pandemie deutlich verschlechtert hat. Anschließend werden die im Titel des Buchs erwähnten 10 Trugschlüsse behandelt.
Einer dieser Trugschlüsse lautet etwa: „Man darf alles, solange es keiner mitbekommt“. In der darauffolgenden Erklärung geht es um die Beziehung zwischen Medien und Politik. Einen Teil der Antwort auf diesen Trugschluss fand ich aber auch in den Ausführungen zu Trugschluss 4 „Man darf alles, so lange es legal ist“. Dort wird anhand des politischen Niedergangs des ehemaligen Vizekanzlers Heinz-Christian Strache erklärt, wie viel in Österreich erst passieren muss, bis ein Politiker Verantwortung für sein Handeln übernehmen muss.
„Könnte es ein, dass gerade die Angst, bei der nächsten Wahl vom Volk gestraft zu werden, die Angst vor Machtverlust, so oft zu unmoralischem Verhalten von Politikern führt?“ Danach folgt ein Zitat von Immanuel Kant.
Lisz Hirn untermalt ihre Texte mit vielen Beispielen aus der Realpolitik und mit Zitaten von bedeutenden Persönlichkeiten. Aus dem Zusammenspiel mit ihren eigenen Schlussfolgerungen versucht sie Antworten auf die Trugschlüsse zu geben. Oft liest sich das wie ein spannender Diskurs, in dem auf das aktuelle gesellschaftliche und politische Geschehen Bezug genommen wird. Eine einfache Antwort findet sich daher selten.
Es werden unter anderem Themen wie Verantwortungsethik, Gesinnungsethik, der Pöbel und die Moral behandelt.
Mein Fazit:
Als ich dieses kleine, dünne Büchlein das erste Mal in der Hand hielt, hatte ich nicht erwartet, so viel Klugheit darin vorzufinden. Dafür wirkte es auf mich zu unscheinbar. Ich mochte die analytische, pragmatische und wertschätzende Schreibweise der Autorin sehr und habe es daher in einem Schwung durchgelesen.
Am Ende lässt einen das Buch nachdenklich zurück. Es findet nicht immer eine Antwort, und doch erklärt es so einiges und es motiviert vor allem, die Dinge zu hinterfragen und Debatten anzustoßen.
Eines meiner Lieblingszitate aus dem Buch darf ich in dieser Stelle erwähnen. Es fasst unsere politische Situation, wie ich finde, sehr gut zusammen:
„Wie hat es der Kabarettist Alfred Dorfer so treffend ausgedrückt: Nicht das Erreichte zählt, sondern das Erzählte reicht.“
Es stimmt mich dennoch hoffnungsvoll für unsere Zukunft, dass es Menschen wie Lisz Hirn gibt, die sich mit Politik und Gesellschaft in dieser Art auseinandersetzen. Ich wünsche mir, das sie damit viele Menschen motivieren kann, so aufgeklärt und sachlich am politischen und gesellschaftlichen Diskurs teilzunehmen.
Einige Aussagen von ihr brachten mich auch richtig zum Schmunzeln. Denn trotz des ernsten und wichtigen Themas war das Buch durchaus amüsant zu lesen.
Die Frage, die im Titel des Buchs gestellt wird, nämlich, ob Politik böse macht, wird für mich auf der letzten Seite des Buchs von der Autorin befriedigend beantwortet.
Zusammengefasst fühlte sich das Lesen für mich so an, als halte Lisz Hirn der Gesellschaft und der Politik einen Spiegel vor die Nase. Sie enttarnt gewissermaßen das, was hinter den Kulissen so alles abläuft.