Wolfgang Burger: Als die Nacht am tiefsten war
Ein Fall für Alexander Gerlach (19)
Autorin/Autor: Burger, Wolfgang
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Der Heidelberger Kripochef Alexander Gerlach sinnlos betrunken und ohne Erinnerung an den Abend zuvor? Das kann man sich kaum vorstellen. Aber wer weiß schon, welchen Einfluss Nora, seit kurzer Zeit seine neue Freundin, auf ihn hat.
Nicht einmal Alexander Gerlach selbst weiß, was am letzten Abend und in der Nacht vorgefallen ist. Nora ist nicht mehr da, er selbst ist wie benebelt und hat nur einen Gedanken: so schnell wie möglich raus aus dem Hotelzimmer. Die Fahrt zurück nach Heidelberg unterbricht er, um sich einen dringend benötigten Kaffee auf einer Raststation zu kaufen. Die Nebel in seinem Kopf verschwinden dennoch nicht und seine Weiterfahrt endet nach wenigen Minuten mit einem zerstörten Auto; er hat viel Glück überhaupt noch am Leben zu sein. Was den Unfall auslöste, ist zunächst unklar. War es eine Schlamperei der Werkstätte, die die Schrauben bei den Rädern nicht richtig angezogen hat? Eine Sabotage durch jemanden, mit dem Gerlach zu tun hatte? Ein absichtlicher Rammstoß durch diesen Lieferwagen mit dem rumänischen Kennzeichen?
Während Gerlach im Krankenhaus darauf wartet, dass er endlich das Bett verlassen darf, kommt die Erinnerung nur bruchstückhaft wieder. Was ihn am meisten quält, das ist die Frage, was mit Nora geschehen ist, ob er vielleicht selbst Schuld an ihrem Verschwinden hat …
Nach den ersten Untersuchungen der Polizei am Unfallwagen stellt sich heraus, dass er nur knapp einem Mordanschlag entgangen ist und kurz darauf ist es ein reiner Glücksfall, dass er einen zweiten überlebt.
Was die Gerlach-Krimireihe auszeichnet ist, dass sich Autor Wolfgang Burger immer wieder gänzlich neue Szenarien ausdenkt, dass kein Fall dem anderen gleicht. Bei nun schon neunzehn Büchern ist das wirklich bemerkenswert.
Diesmal ist Gerlach selbst das Opfer eines Verbrechens und es ist weder erkennbar, wer und warum man ihm nach dem Leben trachtet, noch wie er aus dieser gefährlichen Situation herauskommen wird. Zurück in Heidelberg wird er ab sofort rund um die Uhr bewacht, denn einiges deutet darauf hin, dass er noch lange nicht außer Gefahr ist. Vor allem stellt Gerlach sich aber die Frage: Wo ist Nora und lebt sie noch?
Weil Gerlach im Krankenstand ist, beginnt er privat zu ermitteln. Eine große Hilfe, vor allem, wenn es um das Nutzen dieses neumodischen Internets geht, ist ihm dabei seine Tochter Sarah. Den Vater bei der Detektivarbeit zu unterstützen kommt ihr gerade recht, ist es doch ihr Berufsziel, ebenfalls bei der Polizei zu arbeiten. Dazu kommt noch Gerlachs guter Freund Lorenzo, der, man will es gar nicht so genau wissen, woher er die kennt, ein paar muskelbepackte, italienisch sprechende Helfer als Bodyguards hinzuholt.
Die Story ist von Beginn an spannend und lädt dazu ein, mitzufiebern. Das führt dazu, dass sich der knapp 360 Seiten lange Krimi sehr flott lesen lässt.
Eben weil es spannend ist, lässt es sich auch über ein paar Ungereimtheiten in der Handlung hinweg sehen (man muss schon ein paar Mal die Augen fest zudrücken). So zum Beispiel den Umstand, dass auf Alexander Gerlach zwar ganz eindeutig mehrere Mordanschläge verübt werden, die Polizei aber trotzdem nicht ermittelt. Auch ansonsten agiert Gerlach etwas „eigenwillig“, in jedem Fall nicht so, wie man es von einem lang gedienten Chef der Kriminalpolizei in Heidelberg erwarten würde; Gerlach stolpert quasi durch die Handlung, als hätte er vieles von dem vergessen, was Polizeiarbeit im Allgemeinen ausmacht. Nun ja, es sollte eben so eine Art von Privatdetektivgeschichte werden und da stören offizielle Cops ja nur. Von so etwas lasse ich mich aber nicht übermäßig stören, sondern lese einfach darüber hinweg.
Zusammengefasst: obwohl es ein paar Schwächen bei Handlung und Logik gibt – ich habe das Buch mit Freude und Motivation in einem Schwung durchgelesen, für ein paar Stunden kurzweiliger Krimi-Unterhaltung.