Buchbesprechung/Rezension:

Cay Rademacher: Die Passage nach Maskat

Die Passage nach Maskat
verfasst am 27.11.2022 | 2 Kommentare

Autorin/Autor: Rademacher, Cay
Genre:
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[Gesamt: 1 Durchschnitt: 3]

Eine Schiffsreise von Marseille nach Maskat im Oman, an Bord des Passagierdampfers Champollion, ist Schauplatz für einen in den 1920ern angesiedelten Krimi, der in vielen Aspekten an Agatha Christie erinnert. Dora und Theodor Jung gehen an Bord. Dora, die zukünftige Erbin eines erheblichen Vermögens und Theodor, Fotograf im Auftrag einer Berliner Zeitschrift.  Dabei sollte Theodor gar nicht dabei sein, denn Doras Vater hatte für die ganze Familie eine Passage gebucht, nur für den von ihm wenig geschätzten Schwiegersohn nicht. Zu seinem Glück konnte Theodor seinen Verleger davon überzeugen, dass eine Fotoreportage über so eine Reise in den Nahen Osten ein passender Aufhänger für die Zeitschrift wäre; gerade jetzt, wo Howard Carter das Grab Tutenchamuns entdeckt hatte und alle Welt ganz verrückt nach Geschichten aus und über Ägypten war.

Es ist eine Reise, die in etwa so beginnt, wie man sie aus alten Filmen kennt. Das erste Dinner an Bord, es wird parliert, die Mitreisenden werden dezent gemustert, man genehmigt sich ein paar Drinks und einige der Passagiere verschwinden dann und wann, sichtlich von Seekrankheit gemartert.

Am nächsten Tag strömt alles auf das Promenadendeck, Kontakt werden geknüpft, man amüsiert sich und sieht Menschen aus aller Herren Länder.

Es deutet auf eine ereignislose Fahrt hin, bis auf den zuvor schon bekannten Umstand, dass der Prokurist in der Firma von Doras Vater sehr vehement daran interessiert ist, deren Ehemann auszubooten und sich selbst an die Seite der Erbin zu stellen. Das beunruhigt Theodor zwar, aber doch noch weniger als der Umstand, dass er nach seiner Erfahrung aus dem Weltkrieg, als er an Bord eines U-Bootes nur knapp überlebte, eigentlich jedes Schiff meiden wollte. Doch um Dora nicht zu verlieren, nimmt er es auf sich, mitzureisen.

Am zweiten Tag der Reise verschwindet Dora plötzlich spurlos und alle aus der Familie und sogar einige der anderen Passagiere, die Dora ebenfalls getroffen hatten, behaupten plötzlich, dass sie sie niemals gesehen hätten. Dora wäre doch in Berlin geblieben, das wüssten alle und gerade eben hätte Theodor doch auch ein Telegramm von ihr erhalten.

Doras Gepäck ist verschwunden, ihr Name steht nicht mehr auf der Passagierliste, alles ist aus der Kabine entfernt, was auf sie hinweist. Theodor beginnt schon an seinem Verstand zu zweifeln, als er endlich eine Person findet, die ihm bestätigt, dass seine Ehefrau an Bord war. Niemanden scheint das Verschwinden zu kümmern und Theodor begreift, dass er sehr vorsichtig sein muss, wenn er sich auf die Suche macht.

Eine von Anfang bis Ende raffiniert konstruierte Story, die durchgehend spannend ist und das bis zum Finale bleibt. In vielerlei Hinsicht erinnert mich das alles an Agatha Christie (auch wenn das Schiff nur den Suezkanal und nicht den Nil befährt): wie sich einzelnen Ereignisse im Nachhinein schlüssig erklären lassen, wie ein Puzzlestein zum nächsten kommt und trotzdem das Gesamtbild sehr lange nicht erkennbar ist, das ist wirklich ganz großartig erzählt.

Ein Detail, das mir auch ausnehmend gut gefällt, das betrifft Theodors Beruf als Fotograf. Man liest über die Motive, die er mit seiner Leica einfängt, Szenen aus dem Schiffsalltag, Menschen, die nicht wissen, dass sie beobachtet werden, der Blick über Marseille, die Weite des Meeres. Das beschreibt Cay Rademacher in einer Weise, dass man die Bilder, die solcherart entstehen, beinahe sehen kann (sie werden wohl in Schwarz/weiß sein).

Das alles zusammen macht aus „Die Passage nach Maskat“ einen klassischen Krimi im allerbesten Sinn.

14 Krimis habe ich von Cay Rademacher bisher gelesen, die mir alle sehr gut bis ausgezeichnet gefallen haben. Dieser toppt das alles, es ist ganz eindeutig der beste, den Rademacher bisher geschrieben hat!




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