Buchbesprechung/Rezension:

John Grisham: Die Heimkehr

Die Heimkehr
verfasst am 21.11.2022 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Grisham, John
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
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Krimi-Kurzgeschichten bzw. Krimi-Kurzromane lese ich deshalb sehr gerne, weil dabei die Handlung quasi komprimiert wird. Weniger Ausschmückungen und Drumherum, dafür mehr Tempo und Spannung.

Drei solcher kurzen Romane sind in diesem Buch zu lesen. Weil es sich zudem um die ersten Kurzromane überhaupt von John Grisham handelt, also eine gute Gelegenheit, es sich für ein paar Stunden mit einem spannenden Buch auf der Couch gemütlich zu machen; und das mit einer großen Portion Vorfreude.

Die Heimkehr

Jake Brigance ist ein Kleinstadtanwalt in Clanton. Keine aufregenden Fälle, typische Kleinstadtmandanten mit alltäglichen Problemen sind sein Geschäft.

Außergewöhnlich, dass unangemeldet ein Ehepaar vor der Türe steht, das nicht aus Clanton stammt. Noch außergewöhnlicher ist es, dass die beiden Jake einen Brief von Mack Stafford, einem untergetauchten früheren Anwaltskollegen überreichen. Drei Jahre zuvor war Mack aus der Stadt verschwunden, im Koffer eine Menge Bargeld. Zurück ließ er seine Frau, seine Töchter und eine bankrotte Kanzlei. Und nun möchte Mack zurück nach Clanton – und zwar mit der Hilfe von Jake. Das aber ist nicht so einfach machbar, denn zu viel Porzellan wurde damals zerschlagen. So viel, dass es noch immer Leute gibt, die Mack unbedingt hinter Gittern sehen wollen.

Erbeermond

Die letzten drei Stunden im Leben von Cody, der in der Todeszelle auf seine Hinrichtung wartet. Vierzehn Jahre muss er bereits auf diesen Moment warten, in dem die letzte Hoffnung auf Aufschub oder Begnadigung endgültig verschwindet.

Cody war fünfzehn Jahre alt, als er bei einem Einbruch dabei war, bei dem sein Bruder zwei Menschen erschoss und auch selbst ums Leben kam. Jury und Gericht fanden es in Ordnung, ihn, ein Kind noch, zum Tode zu verurteilen.

Eine knapp 60 Seiten lange Kurzgeschichte, die unglaublich dicht davon erzählt, wie es sich anfühlen kann, wenn man weiß, wann man sterben wird. John Grisham beschreibt das alles als eine Anklage an die bigotten, waffensüchtigen Amerikaner, die glauben, mit einer Waffe die Probleme lösen zu können und als eine Anklage an das Justizsystem, das das Töten von Menschen ermöglicht – und als wäre das insgesamt nicht schon unzivilisiert genug, schrecken diejenigen, die darüber zu entscheiden haben auch nicht davor zurück, Kinder oder (immer wieder ist darüber zu lesen) Menschen mit geistigen Einschränkungen staatlich sanktioniert zu ermorden.

Sparringspartner

Die Brüder Kirk und Rusty Malloy sind Anwälte und können einander nicht ausstehen. Zu beider Leidwesen sind sie jedoch an die gemeinsame Kanzlei gebunden, dafür hat ihr Vater gesorgt. Also haben die beiden die Kanzlei aufgeteilt: getrennte Räumlichkeiten, unterschiedliche Klienten, unterschiedliche Fachgebiet. Was aber bleibt ist, dass sie finanziell voneinander abhängig sind, Erfolge und Misserfolge treffen beide gleichermaßen, egal, wer es zu verantworten hat. Es gibt nur eine Sache, in der die Brüder vereint sind: in der Abneigung, die sie ihrem Vater entgegenbringen.

Neben der Aversion gibt es für die beiden noch einen weiteren Grund, sich gegen den Vater zu verbünden – viel Geld, das der Alte bisher an seinen beiden Söhnen vorbei kassiert.

+++

Insgesamt bietet dieses Buch genau das, was ich mir gewünscht hatte: spannende Lesestunden mit geschickt konstruierten Storys, die – als Bonus – überdies noch sehr zeitgemäß und gewissermaßen tagesaktuell wirken.

Dabei sind die drei vom Charakter ganz unterschiedlich: „Die Heimkehr“ ist so etwas wie ein Thriller im Light-format, bei dem man zwar gespannt dem Finale entgegen liest, die Nerven aber nicht allzu sehr strapaziert. „Erdbeermond“ ist berührend und bedrückend, eine sehr emotionale Erzählung, die einen Menschen in seinen letzten Stunden überaus überzeugend beschreibt. Noch mehr als die drei anderen Storys hat „Sparringspartner“ das Potenzial für einen großen Roman mit Intrigen, Familiengeschichten und raffinierten Wendungen.

Allen drei Storys gemeinsam ist der überaus kritische Blick in das US-Justiz- und Politiksystem, mit  Anwälten, die sich an ihren Klienten bereichern, mit Richtern, Staatsanwälten und Politikern, die immer das „Richtige“ tun wollen – wobei das „Richtige“ nur das ist, was ihre Wiederwahl sichert.

Spannung ist bei allen dabei, wenn auch in sehr unterschiedlicher Form. Nicht nur reine Unterhaltung, sondern auch kritische Betrachtung eines Systems, das für viele seiner Protagonisten längst nur mehr Selbstzweck ist, um sich selbst zu beweisen und zu gewinnen, gleichgültig, ob das im Sinn der davon Betroffenen ist oder nicht.




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