Buchbesprechung/Rezension:

Xiaolu Guo: Eine Sprache der Liebe

Eine Sprache der Liebe
verfasst am 07.11.2022 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Guo, Xiaolu
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
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Die Autorin:
Guo Xiaolu wurde 1973 in China geboren. Seit 2002 lebt sie hauptsächlich in London. Sie studierte an der Pekinger Filmakademie, konnte aber aufgrund der Zensur in China keinen eigenen Film verwirklichen. Heute arbeitet sie als Regisseurin und Schriftstellerin.

Alle ihre Werke und Näheres zu ihrer Person findet man auf ihrer Website. http://www.guoxiaolu.com

„Eine Sprache der Liebe“ erschien im Original unter dem Titel „A Lover’s Discourse“. Diesen finde ich auf den Inhalt bezogen wesentlich treffender. Die Übersetzung aus dem Englischen stammt von Anne Rademacher.

Der Inhalt:
Das Buch beginnt mit einem Prolog, indem ein Paar, das schon einige Jahre zusammenlebt, über die Liebe auf den ersten Blick philosophiert.

Der weibliche Teil dieser Beziehung und zugleich die Heldin des Buches ist eine junge Chinesin. Sie erzählt nun in kurzen Kapiteln, wie sich die beiden langsam kennenlernen und wie sie später ihren gemeinsamen Beziehungsalltag meistern.

Sie selbst ist Einzelkind. Ihre Eltern sind vor einiger Zeit verstorben, ihr Vater an Krebs, ihre Mutter kurz darauf. Es gibt noch eine Tante, die sich aber nicht wirklich für sie interessiert. Ohne Familie ist sie vollkommen auf sich gestellt.

Das veranlasst sie nach London zu gehen, um dort zu studieren und ihre Doktorarbeit abzuschließen. Ein 3-Jahres-Visum macht das möglich. Aber auch nach drei Monaten in London hat sie sich nicht wirklich eingelebt und sie versteht immer noch nicht, wie die Londoner ticken.

„Ich war im Dezember 2015 nach Großbritannien gekommen, sechs Monate vor dem Referendum. Dass es ein Referendum geben würde, wusste ich nicht. Im Chinesischen war mir das Wort kaum je begegnet,  aber schließlich hat es in China auch nie so etwas wie ein Referendum gegeben.“

In London fühlt sie sich oft einsam, als Fremde ohne Freunde oder Familie. Er ist Landschaftsarchitekt, aufgewachsen an der Ostküste Australiens. Mit achtzehn Jahren zog er mit seiner Familie nach Deutschland. Seine Mutter ist gebürtige Engländerin.

Es dauert, bis aus den beiden ein Paar wird. Ein großes Thema in ihren Gesprächen sind für sie die Besonderheiten ihrer Sprachen und Kulturen, über die sie oft philosophieren.

„Du bist doch halb deutsch. Darf ich dir eine Frage stellen? In allen Kulturen ist Mond feminin. Auch im Chinesischen. Warum ist Mond im Deutschen maskulin?“

Am Ende des Buches finden sich noch Dankesworte sowie Textnachweise.

Mein Fazit:
Der Roman ist sehr kurzweilig zu lesen. Die Kapitel sind übersichtlich und man ist schnell mit allem durch.

Mich faszinierte der Blick der jungen Chinesin auf unser europäisches Leben. Obwohl sie bei ihrer Ankunft die englische Sprache schon sehr gut beherrscht, kann sie mit vielen Begriffen nicht wirklich etwas anfangen. Manches bleibt fremd und rätselhaft für sie, wie zum Beispiel das Wort „Brexit“ oder der Ausdruck „Vote Leave“.

Ich mochte vor allem die humorvolle Art, mit der die Autorin die unterschiedlichen Sichtweisen und manch sprachliche Verwirrungen beschreibt. Als der Freund der Protagonistin erzählt, dass ein Treffen erst in einer Woche wieder möglich sei, weil er in Hannover ist, versteht sie „hang over“ und fragt sich, welcher Ort das wohl sein mag, vielleicht einer, wo man viel trinkt.

Die kulturellen Unterschiede werden in vielen Bereichen deutlich, so auch beim Essen. Er ist Vegetarier, sie hingegen chinesische Allesesserin, die auch vor gewürztem Kuhmagen, eingelegter Entenzunge und Ameisen auf Nudelbäumen nicht zurückschreckt.

Die humorvolle Beschreibung dieses Zusammentreffens verschiedener Länder und Kulturen macht das Buch wirklich interessant und lesenswert. Die Autorin beweist großes Feingefühl und ein gutes weibliches Gespür bei der Darstellung der unterschiedlichen Situationen.




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