Buchbesprechung/Rezension:

Margaret Atwood: Penelope und die zwölf Mägde

Penelope und die zwölf Mägde
verfasst am 27.12.2022 | 1 Kommentar

Autorin/Autor: Atwood, Margaret
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Während sich Odysseus zuerst zehn Jahre lang vor Troja prügelt und dann weitere zehn Jahre lang mit jeder Art von Ungeheuern herumschlägt bzw. es sich ein paar Jahre lang im Bett einer Halbgöttin gemütlich macht, sitzt Penelope daheim in Ithaka und wartet.

Dieses Warten, man weiß es aus den Homers Erzählung, ist für Penelope ziemlich stressig, denn sie wird von dutzenden Freiern beträngt, die es auf Geld und Macht als neue Könige abgesehen haben –  also in der Reihenfolge: Penelope ehelichen, König werden und dann alles übernehmen. Wenn Odysseus tot wäre, wäre der Weg frei für einen neuen Herrscher.

Was einem griechischen Helden zusteht, das steht seiner Gemahlin noch lange nicht zu. Deshalb kann sie die aufdringlichen Typen nicht einfach aus dem Palast werfen, sondern muss sich eine List überlegen, um die Zeit zu überbrücken, bis Odysseus doch noch auftaucht.

Der kommt dann wirklich, wir wissen es, und schlägt gemeinsam mit seinem Sohn Telemachos und zwei Getreuen allen Freiern die Köpfe ein und lässt auch noch zwölft Mägde aufhängen, die sich angeblich den Hausbesetzern an den Hals geworfen hätten.

Margret Atwood stieß – so stelle ich es mir vor – auf der Suche nach einem neuen Romanstoff auf eine uralte Geschichte, die, wenn man es genau betrachtet, niemals vollständig erzählt wurde. Dass es darin auch um Mägde geht, mag für die Autorin von Der Report der Magd ein Bonus gewesen sein. Über Odysseus weiß man sehr viel, dem widmete Homers viele Verse, über Penelope und ihr Leben nur ganz wenig. Und noch weniger darüber, wie es überhaupt dazu kam, dass die bedauernswerten Mägde den Tod fanden.

Viele Quellen außer Homers Heldensagen gibt es nicht; denn alles ist eben nur eine Legende. Ein paar wenige weitere Funde reichen Atwood dann aber doch, um das Leben der Prinzessin aus Sparta, die im zarten Alter von fünfzehn Jahren den König von Ithaka heiratete, nachzuzeichnen.

Würde man das ganze Heldengetue aus den griechischen Heldensagen weglassen, dann könnte so etwas herauskommen, wie es in diesem Roman niedergeschrieben hat. Weniger verblümt, dafür recht unverblümt berichtet Penelope (sie ist die Erzählerin) von ihrer Kindheit, der Hochzeit und den Jahren des Wartens auf den Gemahl, der unterwegs war, um eine Legende zu werden. Sie erzählt auch vom ungerechten Schicksal der zwölf Mägde und wir erkennen bald, dass eine wahre Geschichte immer zwei Seiten braucht, um zu erfahren, was wirklich geschah.

Atwood schafft es ganz wunderbar, Penelope in der Sprache unserer Zeit erzählen zu lassen, sie macht aus den Protagonisten ganz normale irdische Menschen, solche also, die nicht gleich in druckreifen Versen reden.

Zusammengenommen ist das alles sehr witzig und temporeich und die längst – also seit ein paar Jahrtausenden – überfällige Vervollständigung von Homers Odyssee.

Das sollte man unbedingt lesen!




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