Buchbesprechung/Rezension:

Mary Hunter Austin: Wo wenig Regen fällt

Wo wenig Regen fällt
verfasst am 30.01.2023 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Hunter Austin, Mary
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
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Wer selbst viel in der Natur unterwegs ist, weiß, dass man mit Filmen oder Bilder, zwar die eigenen Erinnerungen am Leben erhalten und immer wieder erneuern kann, aber niemals die Gesamtheit der Eindrücke erhält, wenn man es nicht selbst erlebt hat.

Es gibt in diesem Buch zwar keine Bilder, dafür eine Annäherung an dieses „eigene Erleben“. Mary Hunter Austin schrieb mit dieser Erzählung eine genreübergreifende Reportage – sie ist Reisebericht, Abenteuerroman, Sachbuch, Naturbeschreibung: die Atmosphäre, die Wirkung der Landschaften des Death Valley und der Mojave Wüste, gesehen durch die Augen eines Menschen, der alles das sehr bewusst in sich aufnimmt.

Ohne je an den beschriebenen Orten gewesen zu sein, kann ich damit ein wenig verstehen, wie es sich anfühlt, selbst dort (gewesen) zu sein … die Bilder aus der Zeit findet man dann bei Bedarf im Internet und die lassen sich spielend mit dem hier Gelesenen in Einklang bringen.

Es sind vierzehn Kapitel, die man auch aus eigenständige Kurzgeschichten lesen kann, in denen die Autorin ihre Eindrücke, Erfahrungen und Begegnungen beschreibt; einfühlsam und stimmungsvoll.

Das Ergebnis ist eine Sammlung von Berichten, die tief in das Land, die Kargheit der Welt, die Eigenart der Menschen und den Überlebenswillen von Tieren und Pflanzen eintauchen. In gewisser Weise erinnert mich das an Reportagen aus dem GEO-Magazin, nur eben ohne die Hochglanzbilder. Wer sich Zeit nimmt, sich die Mühe macht, auch das Kleine zu betrachten, wer diese Landschaft in einer Gesamtheit aufzunehmen vermag, gewinnt gänzlich andere Erfahrungen, als diejenigen, die nur hindurch rasen, möglichst schnell ans Ziel kommen wollen, anstatt den Weg zu genießen.

Dieses „Den Weg genießen“, das hat Mary Hunter Austin sich vorgenommen und ganz offensichtlich erreicht, denn anders wäre es ihr nicht gelungen, so viel zu sehen und es so bildhaft zu beschreiben. Ob es nun die Pflanzen sind, die in dieser Umgebung gedeihen, oder die tierischen Jäger und ihre tierische Beute, ob es die Menschen sind, die hier leben oder hier ihren Lebensinhalt suchen. Was nach einem oberflächlichen Blick lebensfeindlich erscheint, enthüllt sich vor der Beobachterin als Land voller unerwarteter Entdeckungen.

Wie es wohl heutzutage dort aussieht, wie es den Pflanzen, den Kojoten, den Bussarden und den wenigen Menschen geht, die dort ihre Leben verbringen … ? Wie viele Landschaften es heute noch gibt, die weitgehend unberührt von Eingriffen durch den Menschen sind? Wenige, da bin ich sicher, denn selbst die kargsten Landschaften werden von Menschen okkupiert und ausgebeutet. Auch an den Orten, dort „Wo wenig Regen fällt“ ist die Zeit nicht spurlos vorübergegangen. Postkutschen fahren dort keine mehr und statt Packeseln werden dort wohl Pickups die Lasten tragen. Alte Orte sind verlassen, neue Straßen wurden gebaut.

Deshalb ist das Buch, neben allem anderen, auch ein Zeitdokument, eine Momentaufnahme aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts und beschreibt zugleich indirekt, was sich in den vergangenen einhundertzwanzig Jahren geändert hat und was noch immer so ist wie damals.




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